Während die Welt gefühlt seit Jahren darauf wartet, ob Konami bezüglich Castlevania nochmals neue Spiele auf die Gamer-Welt loslassen wird, dürfen sich PS4-Besitzer zumindest schonmal über eine Collection freuen, die einen zeitlosen Klassiker neu auflegt und einen anderen, gerne vergessenen Klassiker verdiente Aufmerksamkeit zukommen lässt. Doch glänzen die über 20 Jahre alten Titel Symphony of the Night und Rondo of Blood noch heute?

What is a man?!

Castlevania: Symphony of the Night zählt selbst heute noch zu meinen absoluten Lieblingsspielen und zusammen mit Super Metroid zu den einflussreichsten Vertretern eines meiner absoluten Lieblingsgenres. Daher verwunderte es mich ehrlich gesagt nicht, dass selbst nach dem PS1-Original und dem Xbox 360-Rerelease auch nun der Funke sofort wieder übersprang. Der Soundtrack zählt bis heute noch zu meinen Lieblingswerken und versetzt den Spieler von der ersten Minute an in die richtige Stimmung. Symphony of the Night erzeugt für einen 2D-Titel eine unvergleichliche Atmosphäre und Immersion.

Für alle, die bisher keine Berührungspunkte mit dem Klassiker hatten, eine kurze Einführung: Seit den Ereignissen aus Rondo of Blood sind vier Jahre vergangen und der Spieler schlüpft zum ersten Mal richtig in die Rolle von Draculas Sohn Alucard (in Castlevania 3 musste Alucard erst freigeschaltet werden) um die Welt von dem Terror seines Vaters zu befreien. Dabei wurden sowohl das grundlegende Spielprinzip als auch die Darstellung der Map durch Nintendos Super Metroid inspiriert, wodurch die bis heute beliebte Bezeichnung „Metroidvania“ entstanden ist.

Außerdem wurden den bisherigen Gameplay-Mechanismen der Castlevania-Reihe RPG-Elemente wie z. B. verschiedene Rüstungen, Waffen und das Sammeln von Erfahrungspunkten zum Erreichen höherer Level hinzugefügt. Symphony of the Night revolutionierte nicht nur sein eigenes Franchise, sondern legte den Grundstein für ein ganzes Genre. Die 2D-Anime-Optik, welche auf den hervorragenden Artworks und Charakter-Designs von Ayami Kojima aufbaute, ist außerdem über die Jahrzehnte außerordentlich gut gealtert und funktioniert, nicht nur für sich selbst stehend, auch heute noch. Sie reiht sich mit spielerischer Leichtigkeit zwischen dem Look vieler Indie-Retro Games ein, die sich heutzutage wieder auf die visuellen Stilmittel der 90er zurückberufen.

A miserable pile of secrets (not anymore)!

"What is a man? A miserable pile of little secrets!", dieser Ausspruch Draculas genießt Kultfaktor. So sehr gar, dass ich meine Überschriften nach diesen Sätzen benannte. Die Wahrheit ist aber: Trotz der fast schon ikonischen Qualität rollen diese Worte in Castlevania Requiem nicht mehr über Draculas Zunge. Denn Konami spendierte Symphony of the Night eine neue Übersetzung und Synchro. Das ist zwar gut gemeint, doch verliert der Klassiker damit ein wenig seines Charmes.

Auch darüber hinaus ist Symphony of the Night inhaltsgleich mit der PSP-Fassung. Während die neue Übersetzung ein zweischneidiges Schwert ist, sind die restlichen Differenzen jedoch positiver Natur. Denn auch die Bonus-Features aus dem Handheld-Release Dracula X Chronicles haben den Sprung geschafft und so können wir beispielsweise Draculas Schloss auch in der Rolle Marias erkunden. Puristen können zudem im O-Ton spielen und die japanische Sprachausgabe auswählen.

Höre ich da richtig?

Doch neben Symphony of the Night befindet sich außerdem Rondo of Blood in der rund 20€ teuren Collection. Wer wie ich zum ersten Mal in den Genuss des Titels kommt, wird überrascht sein, welche Sprache in der Opening Cinematic ertönt. Denn obwohl Rondo of Blood niemals vom Japanischen oder Englischen ins Deutsche übersetzt wurde, ertönt deutsche Sprachausgabe zu Beginn des Spiels und entführt uns in, zugegebenermaßen, ziemlich inhaltsleeres, esoterisches Geschwafel. Doch gerade dieser Klischeebehaftete, etwas überzogene Pathos gehörte schon immer etwas zur Castlevania-Reihe dazu. Spielerisch folgt Rondo of Blood nahezu identisch dem Gameplay klassischer Castlevanias. Ergänzend kommen nun jedoch optionale Geheimwege hinzu, welche deutlich schwerere Bosskämpfe bieten, die sogar ein Dark Souls wie Kindergarten aussehen lassen.

Kompetente, aber unspektakuläre Aufmachung

20 Jahre alte Spiele sind auf modernen Fernsehern natürlich immer eine kleine Herausforderung: 2D-Grafiken, die für niedrigauflösende Röhrenfernseher optimiert wurden, machen hochskaliert auf modernen FullHD- oder gar 4K-Auflösungen nicht unbedingt eine gute Figur. Von den gigantischen Bildschirmdiagonalen, von denen man in den 90ern nicht einmal zu träumen wagte, ganz zu schweigen. Konami begegnete diese Problem mit einer handvoll Darstellungsoptionen. Wir können bei beiden Spielen zwischen Vollbild und "normaler" Darstellung wechseln. Bei beiden Varianten wird das 4:3-Bildformat beibehalten. Im normalen Modus sind dafür die Rahmen um die Spiel-Action etwas größer – das Bild im Gegenzug aber auch etwas knackiger. Mittels zuschaltbarem CRT-Filter werden die Bildschirmlinien eines Röhrenfernsehers simuliert. Wer will, kann auch Sprite Smoothening aktivieren, welches Ecken auf Kosten eines etwas unschärferen Bildes ein wenig abglättet. Für die passende Atmosphäre sorgen neun verschiedene Bilderrahmen, die das Spielgeschehen in einer passenden Umkleidung hüllen.

Während andere Retro-Sammlungen – wie etwa die ebenfalls von uns getestete SNK 40th Anniversary Collection – mit allerhand Bonus-Content wie Artworks und Dokumentationen überzeugen, sparte man sich bei Konami derlei Dreingaben. Das sorgt für Abstriche bei der B-Note.

Fazit - Castlevania Requiem: Symphony of the Night & Rondo of Blood

Dass es inzwischen Standard geworden ist, alte Spiele auf jeder Konsolengeneration immer und immer wieder neu zu veröffentlichen, ist zwar auf der einen Seite schade, auf der anderen Seite ist aber auch niemand gezwungen erneut seinen Geldbeutel zu öffnen. Wer Symphony of the Night bereits auf Xbox 360 oder PS3 besitzt, sollte sich gut überlegen nun erneut 20€ zu investieren. Gleichzeitig kann ich aber auch verstehen, dass man nur die aktuellste Konsolengeneration dauerhaft an seinem TV angeschlossen haben möchte. Außerdem erhält man Rondo of Blood hinzu, welches für heutige Verhältnisse überdurchschnittlich fordernd ist und eine herrlich kitschige Vampir-Mittelalter-Fantasy Inszenierung bietet. Alles in allem holt man sich hier wirklich zwei sehr große 2D-Kultklassiker nach Hause und kann man für den relativ fairen Preis mit dieser Collection nicht viel falsch machen.

Bildquelle(n): Konami