Nachdem wir im letzten Jahr in „Assassin’s Creed Origins“ (unsere Review findet ihr HIER) im alten Ägypten die Geburt des Assassinenordens miterlebt haben, geht es dieses Jahr noch weiter zurück in der Geschichte. Assassin’s Creed Odyssey führt euch ins antike Griechenland des Jahres 431 vor Christus, also ca. 400 Jahre vor dem Vorgänger. Was genau euch in einem „Assassin’s Creed“ erwartet, dass weit vor der eigentlichen Entstehung der Assassinen spielt, erfahrt ihr im Folgenden.
Brichst du auf gen Ithaka
In Assassin’s Creed Odyssey schlüpft ihr in die Rolle eines Nachfahren des legendären Spartanerkönigs Leonidas. Hierbei habt ihr zum ersten Mal die Wahl, welchen Charakter ihr spielen wollt. Zum einen wäre da Alexios, und zum anderen Kassandra. Anders als noch in „Assassin’s Creed Syndicate“ wechselt ihr jedoch nicht im Spielverlauf zwischen den beiden Geschwistern hin und her, sondern müsst euch zu Beginn auf einen der beiden festlegen. Ihr müsst jedoch keine Angst haben, etwas zu verpassen. Egal, ob ihr als Alexios oder als Kassandra Griechenland erkundet, ihr werdet die selbe Geschichte erleben.
Ich für meinen Teil habe mich dafür entschieden, das Spiel als Kassandra zu bestreiten. Abseits von Evie Frye in „Assassin’s Creed Syndicate“ und dem eher mittelmäßigen „Assassin’s Creed Liberation“ gab es bisher ja eher selten die Möglichkeit einen weiblichen Charakter in einem Serienteil zu spielen.
Doch kommen wir zur eigentlichen Geschichte: Ihr lebt auf der Insel Kefalonia im Exil und verdingt euch als sogenannter Misthios. Als Söldner. Eines Tages erhaltet ihr den Auftrag einen wichtigen spartanischen Genaral zu töten. Dieser Auftrag bildet quasi den Stein des Anstoßes für eure persönliche Odyssee auf der Suche nach eurer verloren geglaubten Familie.
Als Abkömmling der Blutlinie des Leonidas und Besitzer seines Speers, eines wichtigen Artefakts, geratet ihr schnell ins Blickfeld des so genannten Ordens des Kosmos. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, die gesamte griechische Welt zu beherrschen und nach seiner Vorstellung zu formen. Hmm, kommt mir irgendwie bekannt vor. Ach ja richtig, klingt ein wenig nach den Templern der anderen Serienteile.
Abseits davon bekommt ihr es mit Technologie der Isu, der aus den anderen Serienteilen bekannten Vorväterrasse, zu tun und dürft zwischenzeitlich wieder in der Jetztzeit die Kontrolle über die Archäologin Leyla Hassan übernehmen. Diese benutzt im Auftrag der Assassinen den Animus um mehr über die Macht von Leonidas‘ Speer herauszufinden und darüber neue Erkenntnisse über die Isu zu gewinnen. Gerade hierbei werden viele Verbindungen zu den vorigen Spielen und den im selben Universum angesiedelten Comics gezogen.
Ihr seht also, es gibt allein storymäßig schon eine Menge zu tun, ohne dass es sich um die Assassinen dreht.
Es ist viel los im alten Griechenland
Auch abseits der Geschichte werdet ihr definitiv nicht an Beschäftigungsmangel leiden. An jedem Ort, den ihr besucht finden sich Menschen, die eure Hilfe brauchen. Sei es eine liebeshungrige ältere Dame, die Hilfe beim Brauen eines Trankes braucht, um die Libido ihres Gatten zu regenerieren oder die Nachfahrin des Odysseus, die eine Eskorte zum ehemaligen Wohnsitz ihres Vorfahren benötigt. Als Söldner ist jede Arbeit gern gesehen.
Auch abseits des Festlandes gibt es einiges zu erledigen. Mittels eures Schiffes, der Adrestia, bewegt ihr euch nicht nur zwischen den Inseln des ägäischen Meers hin und her, sondern macht auch Jagd auf Piraten und athenische oder spartanische Seefahrer. Die Seekämpfe spielen sich hierbei wider genau so spaßig und flüssig wie schon zu Zeiten meines bisherigen Lieblingserienteils „Assassin’s Creed IV: Black Flag.“
Sowohl auf dem Festland als auch auf eurem Schiff finden sich zudem Anschlagbretter, an denen ihr zusätzliche Nebenaufträge annehmen könnt, von denen manche zeitlich begrenzt sind. Diese erinnern sehr an „The Witcher 3“, welches, zumindest meiner Meinung nach, den bisherigen Maßstab für Open World-Spiele darstellt.
Da ist ja immer noch „Dark Souls“ in meinem „Assassin’s Creed“
Wie im Vorgänger sind die Kämpfe fordernd und dadurch motivierend. Anders als zuvor sammelt ihr jetzt nicht nur verschiedene Waffen, sondern auch Rüstungsteile. Somit habt ihr nun noch mehr Möglichkeiten sowohl euren Charakter, als auch euren Spielstil anzupassen.
Apropos anpassen. Wie bereits im Vorgänger gibt es auch in Assassin’s Creed Odyssey ein Levelsystem, durch dass ihr nicht nur Zugang zu neuer Ausrüstung sondern auch neue Fähigkeiten freischaltet. Diese sind in drei verschiedene Fähigkeitenbäume aufgeteilt und nach Jäger-, Krieger- und Assassinenfähigkeiten getrennt. Wo der eine Baum Bogenschützenfähigkeiten wie lenkbare Pfeile oder einen Pfeilhagel beinhaltet, schaltet der andere vergiftete oder brennende Waffen und der letzte noch schnelleres Schleichen oder Fernattentate frei.
Alles in allem wirkt Assassin’s Creed Odyssey viel mehr wie ein Rollenspiel als es zum Beispiel noch ein „Assassin’s Creed Syndicate“ oder „Origins“ tat.
Systeme über Systeme
Abseits der bereits genannten neuen Systeme finden noch mehr neue Gameplaymechanismen den Weg ins Spiel.
So könnt ihr euch am tobenden Krieg zwischen Athen und Sparta beteiligen, indem ihr militärische Stellungen einnehmt und Vorräte zerstört oder Truppenführer tötet. Nehmt ihr dann noch an großen Massenschlachten Teil, habt ihr die Möglichkeit die bestehenden Herrschaftsstrukturen einer Region zu ändern und somit Sparta oder Athen einen Vorteil im Krieg zu verschaffen.
Anders als in vorigen Serienteilen könnt ihr nun nicht mehr wahllos alles einstecken, das irgendwo herumliegt. Wollt ihr etwas mitnehmen, dass jemand anderem gehört, wird dies jetzt als stehlen deklariert. Vergreift ihr euch zu oft am Eigentum anderer oder tötet zu oft in der Öffentlichkeit, kann es passieren, dass ein Kopfgeld auf euch ausgesetzt wird und Söldner hinter euch her sind. Diese sind herausfordernde Gegner deren einiges Ziel es ist, euch zu töten. Kommt ihr ihnen zuvor, winkt hochklassige Ausrüstung zur Belohnung.
Es ist nicht alles grün in den Olivenhainen
Die ganze Lobhudelei mal beiseite, ist leider nicht alles perfekt an Assassin’s Creed Odyssey. Technisch muss hier per Patch definitiv noch nachgebessert werden.
So kommt es vermehrt zu Kantenflimmern, Rucklern oder mehrsekündigem Einfrieren des Bildes, da etwas nachladen muss. Es liegt hier zwar definitiv kein Bugfest der Marke „Assassin’s Creed Unity“ vor, jedoch sollten solche Probleme auf einer PS4 Pro nicht vorkommen.
Fazit - Assassin’s Creed Odyssey
Selten habe ich mich derart auf ein Spiel gefreut, wie auf Assassin’s Creed Odyssey. Wo wird sonst meine Leidenschaft für „Assassin’s Creed“ mit der für die griechische Antike so verbunden wie hier.
Auch bei mir setzte in den letzten Jahren eine gewissen Ernüchterung für die „Assassin’s Creed“-Reihe ein. Nachdem das letztjährige „Origins“ schon ein Schritt in die richtige Richtung, weg von dem zwar bewährten aber auch angestaubten Gameplay war, so geht Assassin’s Creed Odyssey noch einen Schritt weiter.
Was die Geschichte angeht, so hat Assassin’s Creed Odyssey quasi nichts mehr mit den Assassinen und Templern zu tun, sondern behandelt viel mehr die Vorgeschichte beider Organisationen und der Vorväterzivilisation, die bisher nur am Rande behandelt wurde.
Wer hätte vor ein paar Jahren noch gedacht, dass sich ein „Assassin’s Creed“ irgendwann einmal als vollwertiges Open World-Rollenspiel bezeichnen könnte. Die Inspirationen, die vom Genreprimus „The Witcher 3“ gezogen wurden, sind zwar sichtbar, doch fällt dies keinesfalls negativ ins Gewicht.
Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass Assassin’s Creed Odyssey endlich mal ein Spiel ist, dass am Thron, den der Hexer aus Rivien die letzten Jahre besetzt, kratzt. Und das nicht nur knapp. Seid ihr also Serienfans, solltet ihr auf jeden Fall zuschlagen. Doch auch für Serienaussteiger oder -skeptiker ist Assassin’s Creed Odyssey definitiv einen Blick wert.
Da laut Ubisoft im nächsten Jahr kein neuer Serienteil erscheinen soll, freue ich mich auf jeden Fall darauf in dieser Zeit das alte Griechenland weiter zu erkunden und seine Geheimnisse zu lüften.
Bildquellen: Ubisoft