Nach einjähriger Pause meldet sich die Assassin’s Creed Reihe mit Assassin’s Creed: Origins zurück. Nachdem die Settings seit Teil eins von den Kreuzzügen über die Renaissance und Piraten, bis hin zum viktorianischen London, sukzessive immer moderner wurden, geht es diesmal zurück ins alte Ägypten.

Die Rache eines Medjay

Zu Zeiten von Cleopatra und Ptolemaios I. schlüpft ihr in die Rolle des Medjay Bayek. Ein Medjay ist eine Art Elitekämpfer beziehungsweise Elitewache eines Pharaos. Bayeks Aufgabe ist der Schutz der Oase Siwa. Das läuft soweit auch gut, und vor allem friedlich, bis eines Tages eine Gruppe von Männern Bayek und seinen Sohn Khemu entführt. Ein Kampf entbrennt und Khemu stirbt. Bayek hat nun nur noch ein Ziel: die Verantwortlichen müssen sterben.

Ein Jahr später ist Bayeks Rachefeldzug in vollem Gange und genau hier beginnt auch eure Reise in Bayeks Haut. Es dauert nicht lange bis ihr erfahrt, dass die Mörder eures Sohnes Mitglieder des sogenannten „Orden der Ältesten“ sind und wenn eine Gruppierung schon einen so bedeutungsschwangeren Namen hat, muss sie natürlich auch finstere Pläne verfolgen. Diese Organisation möchte die Macht in Ägypten an sich reißen und das funktioniert natürlich am besten, indem man den Pharao als Marionette benutzt.

Da Ägypten unter der Herrschaft dieses sinisteren Ordens nicht florieren kann, muss etwas dagegen unternommen werden. So ist es fortan eure Aufgabe, mit Unterstützung eurer Frau Aya, die Anführer des Ordens auszuschalten. Wer jetzt versuchen möchte, Parallelen zu Organisationen aus späteren Serienteilen zu ziehen, wird dabei wahrscheinlich nicht falsch liegen. Es gibt schließlich einen Grund, warum das Spiel Assassin’s Creed: Origins heißt und nicht Assassin’s Creed: Egypt.

Zurück in die Zukunft

Doch die Geschichte von Bayek und Aya ist nicht die einzige, die Assassin’s Creed: Originserzählt. Die letzten Einträge der Reihe machten einen großen Bogen um den Kampf der modernen Assassinen gegen die Templerfirma Abstergo Industries. Nun ist dieser Anteil zurück…endlich. Es mag zwar nicht jedem so gehen, doch ich persönlich mochte die Geschichte rund um Desmond Miles in Assassin’s Creed 1-3 sehr gern.
Wie dem auch sei. Hier schlüpft ihr in die Rolle von Layla Hassan, die mit einem selbstgebauten portablen Animus die Erinnerungen von Bayek, und zwischenzeitlich auch Aya, erforscht. Warum sie das tut? Sie möchte unbedingt in Abstergos Animus Abteilung arbeiten. Doch sind die Leute von Abstergo so einverstanden damit, dass jemand sich unerlaubt in ihre Angelegenheiten einmischt?

In Laylas Haut könnt ihr, abseits der Nutzung des Animus, auch ihren Laptop durchforsten. Die dort vorhandenen Daten, geben euch Hintergrundinformationen zu ihrem Charakter und schaffen dank Emails auch Verbindungen zum letztjährigen Kinofilm mit Michael Fassbender und Watch Dogs, welches anscheinend im gleichen Universum spielt.

Zwar bekommt ihr in Laylas Rolle leider nicht ganz so viel zu tun, doch war das Anfangs bei Desmond genauso und könnte sich ja in zukünftigen Serienteilen hoffentlich noch ändern.

Alles neu im alten Ägypten

Die einjährige Unterbrechung sollte der Assassin’s Creed-Reihe nicht nur eine überfällige Ruhepause gewähren, sondern auch eine Art Frischzellenkur. Diese hat die Serie, die quasi seit Teil 2 die gleiche Engine in abgewandelter Form genutzt hat, auch dringend nötig gehabt. Doch hat diese Kur auch angeschlagen?

Und wie! Noch nie sah ein Assassin’s Creed so schön aus. Die glänzende und glitzernde Wüste, das teils kristallklare und teils morastige Wasser, die funkelnden Oasen. Ich könnte stundenlang einfach nur im virtuellen Ägypten herumlaufen, oder Reiten, und mir die Welt anschauen. Sowohl das Laufen, als auch das Reiten wurden generalüberholt.

Blieb man früher noch gern mal alle paar Meter an einem noch so kleinen Steinchen hängen, schafft euer virtuelles Alter Ego es heute sogar eigenständig, über Hindernisse zu klettern oder darunter durchzurutschen. Pferde oder Kamele brauchen nicht mehr ständig dazu angeheizt werden, schneller zu laufen. Stattdessen werden eure Reittiere nach und nach selbstständig schneller. Beides macht die Fortbewegung weitaus natürlicher und weniger „videospielig.“ Abseits der natürlicheren Bewegung hat die Nutzung eines Reittiers nun auch einen Sinn abseits der schnelleren Fortbewegung. Möchtet ihr euch direkt zu einem markierten Ziel bewegen, könnt ihr beim Reiten nicht nur einfach einstellen, dass ihr der Straße folgt, sondern auch direkt der Straße zu eurem Zielpunkt folgen.

Auch das Klettern wurde überarbeitet. Sprangen frühere Protagonisten wie Ezio und die Mitglieder der Familie Kenway noch liebend gern einfach so von Wänden ab und in den Tod, hat Bayek mit fallbezogenem Selbstmord mehr Probleme. Egal, ob ihr an Wänden, Klippen und gar den Pyramiden emporkraxelt, ihr werdet in den seltensten Fällen abstürzen. Sollte das doch einmal passieren, hält sich euer Medjay meist automatisch am nächstgelegenen Vorsprung fest, um einem frühen Tod zu entgehen.

Who put Dark Souls in my Assassin’s Creed?

Eine der größten Neuerungen in Assassin’s Creed: Origins ist wahrscheinlich das Kampfsystem. Vorbei sind die Zeiten, in denen ihr, umringt von brav auf ihren Zug wartenden Feinden, nur darauf wartet zu kontern. Gekommen ist die Zeit des „Dark Souls“-Kampfsystems.

Keine Angst. Damit ist nicht gemeint, dass ihr unzählige Tode sterbend jeden Feind aufs übelste verflucht. Sondern vielmehr, dass ihr nicht mehr nur stumpf kontert, sondern taktisch kämpfen müsst. Bewaffnet mit einem Schild und einer Vielzahl verschiedener Waffen müsst ihr nicht nur dem Gegner ausweichen und zuschlagen, sondern verschiedene Gegnertypen unterschiedlich angehen.

Das heißt manchmal blocken, manchmal die Waffe wechseln um überhaupt Schaden zu verursachen und manchmal Brandbomben werfen um mehrere Feinde auf einmal auszuschalten.

Auch die Steuerung der Kämpfe erinnert eher an „Dark Souls“ als an die Vorgänger von Assassin’s Creed: Origins. Mit der linken Schultertaste hebt ihr den Schild und mit den beiden rechten Schultertasten führt ihr leichte und schwere Angriffe aus. Euer Bogen wird per linkem Trigger gezielt und mit dem rechten abgefeuert. Eine genaue Beschreibung der verschiedenen Waffen und Bögen und ihrer verschiedenen Eigenschaften, würde hier jedoch den Rahmen sprengen.

Nebenaufgaben, Pferderennen und Jagden

Wie es sich für ein Assassin’s Creed gehört, habt ihr auch in Assassin’s Creed: Originsneben der Geschichte eine Menge zu tun. Ihr könnt euch auf der ganzen Karte auf die Jagd nach Krokodilen, Gazellen, Nilpferden oder anderem Getier begeben um Ressourcen zu sammeln. Diese Ressourcen könnt ihr entweder Verkaufen oder benutzen, um eure Ausrüstung zu verbessern um unter anderem stärker zuzuschlagen oder mehr Pfeile tragen zu können.

Auf der Pferderennbahn könnt ihr in verschiedenen Ligen in Wagenrennen antreten. Dadurch könnt ihr nicht nur Geld, sondern auch neue Reittiere gewinnen.

Auch in Punkto Nebenquests gibt es eine Menge zu tun. Überall im Land warten Leute darauf, dass ihr sie beispielsweise von lästigen Tieren befreit, ihre Verwandten aus den Fängen von Banditen befreit oder ähnliches. Nicht nur verdient ihr dadurch Geld, Ressourcen und Waffen, sondern auch wichtige Erfahrungspunkte.

Mit diesen Punkten könnt ihr nach und nach immer bessere Fähigkeiten freischalten. So könnt ihr beispielsweise die Nacht zum Tag werden lassen und andersrum, beim Zielen im Sprung eine Zeitlupe freischalten oder Werkzeuge wie Brandbomben und Schlafpfeile bekommen.

Ein recht umfangreiches Levelsystem ist zwar durchaus eine nette Addition zum Spielsystem, führt jedoch leider auch empfohlene Level für bestimmte Aktivitäten mit sich. So kann es durchaus passieren, dass ihr, um in der Story weiter voranschreiten zu können, gezwungen seid, Nebenmissionen zu absolvieren um die erforderliche Stufe für die nächste Mission zu erreichen.

Fazit – Assassin’s Creed: Origins

Der neuste Ableger, der nunmehr zehn Jahre alten Serie, macht einiges anders und vieles richtig. Allerdings macht Assassin’s Creed: Origins auch einiges zwar nicht unbedingt falsch, aber auch nicht ganz richtig.

So braucht beispielsweise die Geschichte, welche euch quasi einfach ins Geschehen wirft, leider eine ganze Weile um in Gang zu kommen und ihr überhaupt merkt, worum es eigentlich geht. Als nach ca. zwei Stunden Spielzeit erst die Titlecard des Spiels auf dem Bildschirm erschien, war ich doch leicht überrascht. Die Nebenquests sind zwar teils relativ gleichförmig, erzählen jedoch zumeist ziemlich interessante Geschichten.

Zwar habt ihr, wie in vielen aktuellen Spielen, die Möglichkeit echtes Geld auszugeben um euch Ressourcen, Ingame-Geld oder Dinge wie Reittiere zu kaufen, jedoch ist das komplett optional und verschafft euch, abseits von Zeitersparnis, keinerlei Vorteile im Spiel.

Ägypten stellt nicht nur ein unfassbar interessantes Setting für ein Assassin’s Creed dar, sondern für ein Videospiel im Allgemeinen. Warum nicht viel mehr Spiele, dieses Setting nutzen, kann sich mir nicht erschließen. Gerade der „Discovery Tour“-Modus könnte der Reihe auch abseits von Gamern Fans bescheren. Der im nächsten Jahr kostenlos erscheinende Modus ermöglicht euch, Ägypten auf der Suche nach Geschichtswissen zu erforschen.

Assassin’s Creed: Origins stellt quasi eine Mischung aus Prequel und Neustart mit neuer Richtung für die Reihe dar. Die interessante Geschichte, das aktualisierte Gameplay und das unverbrauchte und wunderschöne Setting sorgen dafür, dass ich nicht aufhören kann zu spielen. Wenn ihr noch keine Fans der Serie seid, könnte Assassin’s Creed: Origins der perfekte Einstieg für euch sein.

Bildquelle(n): Ubisoft