Mit Mass Effect: Andromeda erschien vor kurzem der neuste Teil der beliebten Rollenspielreihe. Schon vor Erscheinen des Titels wurden Stimmen laut, die die Optik und vor allem die Gesichtsanimationen kritisierten. Doch bietet Mass Effect: Andromeda noch mehr als fragwürdige Animationen?

Immer nur Milky Way ist ja auch öde

Bewegtet ihr euch in den bisherigen Mass Effect Teilen noch durch unsere bekannte Milchstraßengalaxie, führt es euch nun in fremde Gefilde. Zwischen den Ereignissen von Mass Effect 2 und 3 haben die Völker der Milchstraße die Andromeda Initiative ins Rollen gebracht.

Dabei ging es darum, Freiwillige auf eine Reise ohne Wiederkehr in die Andromedagalaxie zu schicken, um diese zu kolonisieren. Diese Reise dauerte 600 Jahre. Dadurch befindet ihr euch zu Beginn des Spiels in einer Zeit, in der die Ereignisse aus den Vorgängern nahezu irrelevant und quasi antike Geschichte sind.

Shephard heißt jetzt Twix…ähh…Ryder!

Mass Effect 1-3 erzählten die Geschichte des ersten menschlichen Spectre Commander Shephard. Dieses Mal geht es um einen Menschen namens Ryder. Und beim Namen hört die Schokoriegelanalogie noch nicht auf. Auch der virtuelle Ryder kommt im Doppelpack – nur eben in Form von Zwillingen statt Schokolade.

Zu Beginn des Spiels könnt ihr wählen, welchen der Ryder-Zwillinge ihr verkörpern möchtet: Den Mann oder die Frau. Für den restlichen Spielablauf ist das, wie schon bei den Vorgängern, jedoch relativ unerheblich und beeinflusst lediglich mit welchen Crewmitgliedern ihr anbandeln könnt.

Abseits vom Geschlecht, gilt es natürlich auch eine Klasse, die eurem Spielstil entspricht, zu wählen. Wie in den Vorgängern gibt es auch hier Klassen mit Fokus auf Waffen, Technikfähigkeiten oder Biotik. Bei Biotik handelt es sich quasi um das Äquivalent zu Magie, womit ihr beispielsweise Gegner hochheben oder Energiewellen verschießen könnt.

Diese Klassenwahl bestimmt allerdings, anders als bei den Vorgängern, nur welche Fähigkeiten euch Anfangs zur Verfügung stehen. Schon mit dem ersten Stufenaufstieg könnt ihr Fähigkeiten aus anderen Gebieten wählen. Ich habe zum Beispiel das Spiel als Soldat begonnen, der nur Waffenfähigkeiten hat und bei meinen Stufenaufstiegen mittlerweile auch einiges an Biotikfähigkeiten gelernt. So habt ihr die Möglichkeit euren Charakter ganz nach Wunsch auch im laufenden Spiel zu konfigurieren. Solltet ihr mit euren Entscheidungen hinsichtlich eurer Fähigkeiten irgendwann unzufrieden sein, könnt ihr eure Punkte auf eurem Schiff jederzeit neu verteilen.

Von fehlgeschlagenen Kolonisierungsversuchen und allgemeiner Verzweiflung

Doch worum geht es nun eigentlich – abseits vom neuen Protagonisten? Statt wie früher ein Mitglied einer Spezialeinheit zu sein, seid ihr nun ein sogenannter Pathfinder. Als solcher ist es eure Aufgabe neue Welten zu finden, die besiedelt werden können und diese bewohnbar zu machen.

Doch erstmal einen Schritt zurück. Als Ryder erwacht ihr nach 600 Jahren Kälteschlaf und befindet euch auf dem Weg zum Nexus. Dieser ist, wie die Citadel in den Vorgängern, quasi der Knotenpunkt eurer Reisen an dem ihr immer wieder zurückkehrt.

Dort angekommen erfahrt ihr, dass die seit nunmehr 14 Monaten andauernden Kolonisierungsversuche ergebnislos waren und bereits zu Aufständen auf der Station geführt haben. Auch fehlt jede Spur der Transportschiffe, die Bewohner der anderen Völker nach Andromeda bringen sollten. Es ist also nicht nur eure Aufgabe Planeten bewohnbar zu machen, zusätzlich sollt ihr auch noch Schiffe anderer Völker finden.Somit lastet also nicht nur die Hoffnung der Menschen auf euch, sondern auch die aller Anderen. Ganz schön harter Tobak.

Terraforming leichtgemacht

Habt ihr auf der Galaxiekarte (die hauptsächlich Planeten enthält auf denen nichts zu holen ist) einen Kandidaten gefunden, kann es auch schon losgehen. Grundsätzlich sind euch die wenigen betretbaren Planeten erstmal feindlich gesonnen. Entweder sind sie radioaktiv, kalt oder ähnliches. Abhilfe schafft ihr dem, indem ihr sogenannte Vaults sucht. Das sind große Gebäudekomplexe, die von einer alten Rasse dort zurückgelassen wurden.

Habt ihr einen dieser von fremdartigen Robotern bewachten Vaults erkundet, könnt ihr ihn mit Hilfe von SAM aktivieren. SAM ist die künstliche Intelligenz, mit der ihr als Pathfinder vernetzt seid. Einmal aktiviert, sorgt solch ein Vault nach und nach dafür, den Planeten bewohnbarer zu machen. Dafür reinigt er die Luft und verändert die Atmosphäre des Planeten.

Doch so einfach, wie das Ganze klingt, ist es leider nicht. Immer wieder werdet ihr auf euren Erkundungstouren von Einheimischen, den sogenannten Kett, angegriffen und in unzählige Schießereien verwickelt. Die stetige Entwicklung der Mass Effect Reihe hin zum reinen Shooter geht leider auch hier weiter.

Doch gibt es in eurer neuen Heimat nicht nur feindlich gesinntes Leben. So findet ihr in den Angara, einem Volk reptilienartiger Wesen, relativ schnell Freunde. Freunde, die obwohl sie 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt leben, problemlos mit euch sprechen können.

Es ist so, dass die Multifunktionswerkzeuge, die alle Personen im Mass Effect Universum am Handgelenk tragen, Sprachen automatisch übersetzen. Dass sie dies in unserer Galaxie, bei bekannten Alienrassen, tun, ist nachvollziehbar. Doch warum kann das Gerät die Sprache eines Volkes, das noch nie jemanden aus unserer Galaxie gesehen hat, übersetzen? Das zeugt für mich leider von faulen Autoren.

Optische Zeitreise

Kommen wir zu den anfangs erwähnten großen Kritikpunkten an Mass Effect: Andromeda zurück:

Aus einem mir komplett unerfindlichen Grund sieht Mass Effect: Andromeda teilweise schlechter aus als das zehn Jahre alte Mass Effect. Nicht nur sehen die Texturen teils extrem verwaschen aus, sondern es gibt auch massig Pop Ins. Auch findet sich häufig etwas wieder, das ich nur als Gesichtskirmes bezeichnen kann.

Die Augen springen in Dialogszenen wild umher und Köpfe sacken einfach herunter, als hätte ein Puppenspieler einen Faden fallengelassen. Alles in allem wirkt es leider an vielen Stellen so, als musste das Spiel unbedingt schnell fertig werden.

Fazit – Mass Effect: Andromeda

Als Fan der Mass Effect Reihe erster Stunde, bin ich, was Mass Effect: Andromeda angeht, zwiegespalten. Zwar macht es Spaß die großen Areale der wenigen begehbaren Planeten zu erkunden und dabei Nebenquests zu erledigen – Doch sind diese Nebenaufgaben leider sehr nach Schema F aufgebaut und bieten nur selten Highlights. Ausnahmen bilden dabei Dinge wie die Nachforschung im ersten Mord von Andromeda.

Die erzählte Geschichte über die Eroberung neuer Welten ist zwar nicht uninteressant, schafft es jedoch nicht mich so zu fesseln wie die Vorgänger. Auch das neue Setting kann mich nicht so ganz überzeugen. Es ist durchaus gut neues Terrain zu betreten und nicht ewig auf ausgetretenen Pfaden zu wandern, doch finde ich es sehr schade, dass dadurch alles, was man als Spieler in den Vorgängern erreicht hat, obsolet ist. Als neue IP könnte mich das Ganze sicher mehr begeistern, doch als Mass Effect ist es einfach nicht dasselbe.

Ich bin weiß Gott kein Grafikfetischist. Doch wenn ein Titel nach fünf Jahren Entwicklung unter Nutzung der moderneren Frostbyteengine teils schlechter Aussieht als ein zehn Jahre altes Spiel, ist das kein gutes Zeichen.

Der obligatorische Mehrspielermodus bietet mit seinem kooperativen Hordemodus nichts neues und ist somit mehr als austauschbar und quasi das Gleiche wie in Mass Effect 3.

Alles in allem ist Mass Effect: Andromeda definitiv kein schlechtes Spiel, blieb jedoch hinter meinen Erwartungen zurück.

Bildquelle(n): EA