Letztes Jahr auf der gamescom wurde Thronebreaker: The Witcher Tales noch als eine Erweiterung für Gwent, das hauseigene Kartenspiel von CD Project RED, vorgestellt und sollte im November selbigen Jahres erscheinen. Jedoch wuchs dieses Projekt immer mehr, bis allen klar wurde, dass es ein eigenständiger Titel wird. Jetzt ist es endlich erschienen und wir schauen für euch rein.
Zum Wohle des Volkes
Zu aller erst muss gesagt werden, dass sich Thronebreaker: The Witcher Tales ausnahmsweise mal nicht um Geralt von Riva dreht, sondern um Königin Meve. Sie verteidigt ihre Ländereien gegen die Truppen Nilfgaards, welche im Zuge des "Zweiten Nördlichen Krieges" bei ihr einfallen. Mit ihren Truppen stürzt sie sich als kampferprobte Königin selbst in die Schlacht, gegen feindliche Truppen und Monsterhorden um ihr geliebtes Land zu unterstützen.
Erfahrene Witcher-Fans dürften bereits gemerkt haben, dass das Spiel, wenn es während des „Zweiten Nördlichen Krieges“ spielt, noch vor dem ersten Witcher-Titel, jedoch während der Ereignisse der Bücher, spielt. Dies bringt selbstverständlich ordentlich Stoff für weitere und vor allem, neue Geschichten rund um das Witcher-Universum mit sich. Der Großteil eben dieser Geschichte wird in Textfenstern abgearbeitet, die komplett synchronisiert sind und meistens schöne Zeichnungen bieten. Diese lassen die Geschichtserzählung tiefer wirken und machen die rund 30 Stunden lange Haupthandlung lebendiger.
Haltet euer Deck bereit
Das Grundkonzept von Thronebreaker: The Witcher Tales basiert auf dem des aus The Witcher 3 bekannten Kartenspiels Gwent. Demnach werden alle Konflikte auch mit diesem Kartenspektakel abgewickelt. Hierbei werden die Truppen von Königin Meve eben als Karten dargestellt und kämpfen für sie bis zum bitteren Ende. Neue Karten, und damit neue Truppen, lassen sich im Kommandozelt rekrutieren. Dieses befindet sich im „Lagerplatz“ Menü des Spiels. Ein Lager lässt sich überall aufschlagen und bietet einen kleinen Hub, in dem ihr, neben neuen Rekruten, auch verschiedenste Neuerungen für das Lager entwickeln und mit Charakteren aus dem Trupp sprechen könnt. Zusätzlich könnt ihr im Lager neue Decks entwickeln und diese auf dem "Ausbildungsplatz" gegen KI-Gegner testen.
Wer Gwent bereits kennt, wird starke Veränderungen im Spielsystem feststellen, die jedoch dort durch das sogenannte Homecoming-Update am 23.10. bereits eingeführt wurden. So habt ihr nun lediglich die Auswahl zwischen zwei Reihen, in denen ihr eure Karten platzieren könnt, statt drei wie zuvor üblich bei Gwent. Auch die Karten haben sich verändert. Ihr findet nun bei vielen Karten passive Fähigkeiten, die das Spiel massiv beeinflussen. Durch diese große Vielfalt an Spezialeffekten kann eine lockere Runde mit einem Kartenspiel, sehr schnell zu einer kniffligen Schlacht werden, in der jeder Zug entscheidet.
Generell ist zu sagen, dass Gwent in dem Spiel lediglich eine Mechanik ist, um die Dispute der unterschiedlichen Parteien auszutragen. Das Deck umbauen oder komplett neu zu gestalten ist zum einen beschränkt, da ihr nur die menschliche Rasse zur Verfügung habt, muss euch aber auch kaum interessieren, da ihr mit dem Deck, das euch das Spiel vorgibt, eigentlich sämtliche Kämpfe problemlos bewältigen könnt.
Stärke und Grips sind gefragt
Wie erwähnt besteht die Grundmechanik des Spiels darin, alles über Gwent-Spiele zu lösen. Während der Kämpfe bewegt ihr euch mit Meve, welche ihr aus der Vogelperspektive steuert. Durch das Klicken in verschiedene Regionen findet ihr entweder Ressourcen, die ihr zum Bau neuer Karten oder dem Upgraden des Lagers nutzen könnt, oder NPCs die entweder die Story voran bringen, euch Nebenaufgaben geben, oder sich den Truppen der Königin anschließen wollen. Nicht selten führen Begegnungen mit NPCs zu Kämpfen. Gleichzeitig habt ihr des Öfteren in Dialogen die Wahl, wie ihr als Königin handeln und regieren wollt. Diese Situationen wirken zwar, als könnten sie die Geschichte beeinflussen, sind aber großteils absolut nicht relevant. Fast alle Entscheidungen wirken sich nur auf die Moral eurer Truppen aus.
Neben standardmäßigen Gwent-Kämpfen mit eurem Deck, gibt es auch unzählige Szenarien, die ihr nur bewältigen könnt, in dem ihr Puzzle-Herausforderungen löst. Diese haben jedes mal besondere Anforderungen und werden mit vorgefertigten Decks absolviert. Jedes Puzzle ist einzigartig und man muss sein Gehirn teilweise schon sehr anstrengen. Das schöne ist, dass ihr schnell lernt aus euren Fehlern lernt und im nächsten Versuch Gelerntes neu umsetzen könnt. Außerdem verfestigt sich euer Verständnis der Karten durch die Rätsel-Kämpfe enorm. Demnach bieten die Denkaufgaben eine schöne Abwechslung zur allgemeinen Gwent-Rauferei.
The Witcher als visueller Comic
Während ihr euch auf der Weltkarte bewegt und die verschiedenen Gegenden erkundet, seht ihr alles in einer schönen Comicgrafik, welche bunt, detailliert und abwechslungsreich ist. Es macht durchaus Spaß, einfach durch die Gegend zu laufen und alles zu erkunden. Leider sind die Maps relativ klein ausgefallen und lassen sich schnell abarbeiten. Besondere Gegenstände findet man auch nur durch ein paar versteckte Truhen. Diese enthalten Karten und Rahmen, die ihr im normalen Gwent-Multiplayer nutzen könnt.
Zur gelungenen Grafik kommt noch eine wundervolle Soundkulisse dazu. Die verschiedenen musikalischen Untermalungen tragen viel zur Atmosphäre bei und sind gut auf die verschiedenen Geschehnisse angepasst. Dadurch, dass zusätzlich die komplette Erzählung synchronisiert ist, fühlt sich Thronebreaker: The Witcher Tales, wie ein interaktives Hörbuch an. Es zieht euch durch die Musik und die schön gestaltete Grafik quasi in seinen Bann.
Fazit – Thronebreaker: The Witcher Tales
Zuallererst: Thronebreaker: The Witcher Tales ist keinesfalls ein vollwertiger Witcher-Teil. Soll und will es auch gar nicht sein. Es hat seine eigenen Schwächen und Stärken und wird der ein oder anderen Person auch sicherlich besser gefallen als die Hauptreihe, während Vollblut-Witcher-Fans vielleicht mit der Mechanik und Gwent nichts anfangen können. Nichtsdestotrotz erzählt es eine aufregende Geschichte im Witcher-Universum und bietet einen großartigen Einblick in die Welt vor den Geschehnissen der Witcher-Spiele. Zusätzlich wurde sich bei der Sprachumsetzung viel Mühe gegeben und der Grafikstil hat seinen eigenen Charme. Witcher- und Gwent-Fans sollten generell ein Auge auf den Titel werfen, aber wenn ihr vielleicht nur an Knobeln und Kartenspiel interessiert seid, könnte Thronebreaker: The Witcher Tales durchaus auch ein Titel für euch sein.
Bildmaterial: ©CD Projekt RED