Jedes Jahr, im letzten Quartal, wird ein „Call of Duty“-Kind geboren. Wo wir letztes Jahr noch inmitten des zweiten Weltkrieges unterwegs waren, fliegen wir nun zurück in das hochtechnisierte Areal des weltberühmten Shooters. Doch die Dinge haben sich drastisch geändert, denn Black Ops 4 schmeißt altes Zeug raus und macht Platz für Neues. Aber ob das gut ankommt? Zeit, das hier zu überprüfen.

Krieg ändert sich nie?

Man würde meinen, dass es immer die alte Leier ist: stumpfes Laden, Schießen und Töten. Im Prinzip läge man da nicht falsch, immerhin gehört das zum Charme eines jeden Shooters. Black Ops 4 nimmt jedoch altbekannte Sachen und schiebt sie woanders hin. Die drastischste der Veränderungen ist sofort erkennbar: die Kampagne ist weg. Kein auf Story fokussierender Einzelspieler-Modus mit ein paar Ballereien für Zwischendurch. Eine Enttäuschung für viele Veteranen, die mit einem Story-Modus, der bislang in jedem „Call of Duty“ vorkam, aufgewachsen sind.

Treyarch legt diesmal viel größeren Wert auf Mehrspielerspaß der etwas anderen Art. Wählt einen eurer zehn Helden, äh, Spezialisten, um im Kampf zu bestehen. Freie Wahl von taktischen Granaten und Ausrüstung? Fehlanzeige. Jeder Spezialist kommt mit eigener Spezial-Ausstattung und einer ultimativen Fähigkeit oder Waffe. Ihr wurdet erwischt und müsst zum Regenerieren Deckung suchen? Vergesst es. Ihr bekommt ein Serum, mit dem ihr eure Wunden ganz manuell heilt, bis eure 150 Lebenspunkte voll sind. Eure taktischen Herangehensweisen müssen also umgedacht werden. Damit ihr aber nicht sofort im Chaos untergeht, bietet das Spezialisten-HQ ein ausführliches Tutorial für jeden Charakter an. Kurzvideos stellen die Spezis einzeln vor, ebenfalls bekommt ihr nach Abschluss jedes Segments Zwischensequenzen mit einer Nebenstory angeboten. Nett anzusehen, jedoch kaum eine würdige Entschädigung für die fehlende Kampagne.

Trotz allem bleibt das Spiel auf dem Boden. Kein wildes Rumgehüpfe und Laufen an den Wänden mehr, ihr bleibt zu Fuß unterwegs. Selbstverständlich könnt ihr im Editor eure Waffen und Extras nach Belieben anpassen, daran hat sich nichts verändert. Ihr schießt und erledigt in gewohnter Manier, erhaltet Punkteserien, steigt Level auf und schaltet bessere Ausrüstung bis zum Maximum frei. Alle standardgemäßen Listen wie „Team Deathmatch“, „Herrschaft“ und „Suchen und Zerstören“ sind vorhanden. Als neue Liste kommt „Überfall“ hinzu, bei dem ihr mit einem einzigen Leben im Team um einen dicken Sack Geld zankt. Ganz zu schweigen von lustigen Modi wie „Gun Game“ oder „One in a Chamber“, die in anderen Black Ops-Teilen üblich waren, findet man hier vergebens. Auch die Auswahl an Maps ist nicht gerade die beste. Viele der Karten haben oft enge Gänge und sind im Design teilweise so eintönig, dass man die immergleichen Stellen kaum noch ertragen kann. Dennoch bekommt ihr mit einer guten Verbindung ein gelungenes, „Call of Duty“-würdiges Onlineerlebnis geboten.

Blackout – Frei für alle, in groß

Wie bereits erwähnt, ist eine Einzelspielerkampagne keineswegs in Sichtweite. Stattdessen klammert sich Black Ops 4 an das Erfolgsrezept Battle Royale und folgt damit dem einschneidenden Trend: bis zu 100 Spieler werden auf einer riesigen Karte ausgesetzt, um ums eigene Überleben zu kämpfen. Sammelt Waffen und Ausrüstung in jedem erdenklichen Schuppen auf, damit ihr nicht sofort erledigt werdet. Wer zuletzt steht, gewinnt. Das ganze Erlebnis in einer Sicht á la „Call of Duty“ serviert zu bekommen, macht es schon zu etwas Besonderem.

Alles spielt sich in First-Person-Sicht ab, wo andere Battle Royale Spiele auf die Kamera hinter der Schulter greifen. Bekannte Schauplätze aus älteren Titeln der Serie sind zusammen auf der großen Karte implementiert, sodass Veteranen schon ein kleines, nostalgisches Gefühl erweckt bekommen. Das Ganze läuft sogar ziemlich stabil ab; bei einer PS4 Pro läuft der Modus stets auf 60 fps. Klar, bei einem dermaßen großen Schlachtfeld laden die Texturen auch noch zu Beginn der Runde. Black Ops 4 jedoch kommt mit dieser Kinderkrankheit deutlich besser zurecht, als ein Spiel wie „Playerunknown’s Battlegrounds“, was mit solchen Problemen immer wieder zu kämpfen hat. Fahrzeuge und sogar Hubschrauber sind querbeet auf dem Gelände für die bessere Fortbewegung verteilt und ausrüstbare Perks geben dem Battle Royal den „Call of Duty“-Stempel obendrauf.

Anders als bei den anderen Spielmodi gibt es hier jedoch kein Tutorial. Ihr werdet einfach ins Geschehen geworfen und müsst irgendwie zusehen, wie ihr klarkommt. Änfanger werden auf dem Schlachtfeld daher schnell ausradiert, wenn die nötige Erfahrung fehlt. Im Trial-and-Error-Prinzip schickt ihr euch also selbst oft genug in den Tod, bis ihr endlich die für euch optimale Strategie entwickelt habt. Immerhin kommt ihr jedes Mal relativ schnell wieder in eine neue Runde rein.

Gebt mir Hiiiiirn!

Zombies dürfen in einem Black Ops natürlich nicht fehlen und hier hatte ich beim Testen den meisten Spaß. Ihr schließt euch in einer Vierergruppe zusammen und erledigt Welle für Welle an immer stärker werdenden Untoten. Mit den verdienten Punkten kauft ihr Waffen, Upgrades oder öffnet neue Wege, die widerum zu besserer Ausrüstung führen.

Soweit sogut, aber auch hier hat sich etwas getan. Ihr habt zu Beginn gleich vier Elixiere im Inventar. Trinkt eines und ihr erhaltet kurzweilig den ein oder anderen Bonus, sei es zufälliges Teleportieren, damit ihr aus einer Gefahrenzone entwischt, oder schnelleres Nachladen und Zielen. Zudem könnt ihr mit gesammelten Flaschen neue Elixiere brauen lassen, das funktioniert ähnlich wie Lootboxen. Talismane geben euch ebenfalls zusätzliche Verstärkung.

Gleich zu Beginn habt ihr auch mehr als bloß zwei Karten zur Verfügung. Fast schon wie im „Left 4 Dead“-Stil bekommt ihr Filmposter im Auswahlmenü angezeigt, ein ausgiebiges Tutorial und einen Anfängermodus sind ebenso vorhanden, um in die knallharte Action mit Leichtigkeit einzusteigen. Besonders die Charaktere, die ihr spielt, haben immer einen komischen Spruch auf Lager. Zu jeder Situation gibt es immer etwas zu sagen. So viel, dass sie gar nicht erst aufhören wollen. Diese Labertaschen!

Call of Duty: Black Ops 4 – Fazit

Die massiven Veränderungen in der Formel kommen überraschend. Das Auslassen einer Kampagne ist der Bauchschuss schlechthin für die Veteranen unter uns. Der stärkere Fokus auf den Multiplayer muss nicht jedem liegen, liefert aber solides Gameplay mitsamt den neuen Spielereien. Es fehlen immer noch einige Schritte, um den Titel des besten „Call of Duty“ zu erlangen, aber es ist weiß Gott kein schlechter Titel für Shooter-Fans. Call of Duty: Black Ops 4 ist für PC, PS4 und Xbox One verfügbar und auch als Digital Deluxe Edition mit Season Pass anderen Boni erhältlich.

Quelle(n): Activision