Mit Fist of the North Star: Lost Paradise wagt sich das Studio hinter der Yakuza-Reihe auf neues Terrain. Das der Anime-Umsetzungen. Doch handelt es sich hier nicht um eine direkte Umsetzung der Geschichte des Anime. Es wurde sich dazu entschlossen, eine neue Geschichte zu erzählen. Ob dieser Versuch geglückt ist oder nicht, erfahrt ihr im Folgenden.

Auf ins Ödland

Fist of the North Star: Lost Paradise versetzt euch direkt ins Geschehen. In der Rolle des einsamen Kämpfers Kenshiro befindet ihr euch auf der Suche nach eurem Rivalen Shin. Dieser hat nämlich eure Verlobte Yuria entführt, die nun allerdings verschwunden ist.

Falls das Ganze für euch genau so verwirrend klingt, wie es für mich zunächst geklungen hat, dann habt ihr wahrscheinlich, genau wie ich, den Anime nicht gesehen. Dieser leicht wirre Anfang ist aber wirklich nur das, der Anfang der Geschichte. Nach erfolgtem Kampf gegen Shin, macht sich Kenshiro auf den Weg durch die Wüste, die den Großteil der postapokalyptischen Welt darstellt, in der Fist of the North Star: Lost Paradise spielt, um seine geliebte Yuria zu suchen.

Gerüchten zufolge soll sich diese in der stark bewachten Oasenstadt Eden aufhalten. Also wird sich kurzerhand dorthin aufgemacht. Dort angekommen freundet ihr euch nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Captain der Wache an und werdet beim Erkunden der Stadt und der Suche nach Yuria in so einige Angelegenheiten der Anwohner hereingezogen. Doch dazu später mehr.

Alles in allem hört sich das Ganze nicht nur an, wie ein Yakuza-Spiel, sondern spielt sich auch so. Allerdings wie ein altes Yakuza-Spiel. Doch auch dazu später mehr.

Atatatatatatatata! Wataaaa!

Das werdet ihr im Spielverlauf des Öfteren hören, denn wie in der Yakuza-Reihe sind auch hier die Kämpfe ein wichtiger Bestandteil des Spiels. Sowohl im Verlauf der Geschichte, als auch beim einfachen Herumlaufen in der Stadt werdet ihr dauernd in Kämpfe verwickelt. Wo es in der Yakuza-Reihe meist relativ einfach ist, diesen aus dem Weg zu gehen, fiel mir dies hier ziemlich leider schwer.

Leider, weil die Kämpfe auf Dauer leider ziemlich eintönig werden. Anders als Kazuma Kiryu kann Kenshiro nicht Dinge aus seiner Umgebung nutzen um seinen Feinden ans Leder zu gehen, sondern nur Schläge und Tritte. Zusätzlich könnt ihr als Meister des Hokuto Shinken, einer Kampfkunst, die es euch ermöglicht Druckpunkte eurer Gegner so zu treffen, damit diese explodieren, eine Vielzahl von Spezialangriffen nutzen. So spektakulär diese anfangs noch sind, so langweilig werden sie mit der Zeit. Selbst Kenshiros Catchphrase „Omae wa mou shindeiru“ (Du bist schon tot), hat nach dem 30. Mal nicht mehr dieselbe Wirkung.

Wie bereits angesprochen lauft ihr in Eden einer Vielzahl hilfesuchender Menschen über den Weg. Wie in der Yakuza-Reihe werden dadurch sogenannte Substories, also Nebenmissionen aktiv. Gerade hier kommt das bereits angesprochene Gefühl, einen alten Teil der Yakuza-Serie zu spielen, auf. Wo in den aktuellen Serienteilen Substories auf der Karte gekennzeichnet sind und in 80% der Fälle nur dann gestartet werden, wenn ihr dies auch aktiv wollt, so könnt ihr hier stellenweise keine fünf Schritte laufen, ohne von irgendjemandem angesprochen zu werden. Mit der Zeit ist das leider ziemlich nervig und reißt nicht nur ein wenig aus dem Spiel heraus, wenn man eigentlich die Story erleben möchte.

Baseball, Autorennen, Nachtclub? Sign me up

Apropos Story. Nicht nur durch die Nebenmissionen will euch Fist of the North Star: Lost Paradise von dieser ablenken. So gibt es, wie für Spiele des Entwicklerstudios üblich, auch hier eine Reihe von Nebenaktivitäten, mit denen ihr euch die Zeit vertreiben könnt.

So könnt ihr beispielsweise an Autorennen in der Wüste teilnehmen oder zu einem alten Baseballfeld gehen. Dort wird natürlich nicht einfach nur Baseball gespielt, sondern dem postapokalyptischen Setting entsprechen, gibt es einen besonderen Twist dabei. Ihr steht am Schlagmal mit einem großen Stahlträger in der Hand und schlagt anfahrende Motorradfahrer weg.

Später schaltet ihr noch das Management eines Nachtclubs frei. War dies in „Yakuza Kiwami 2“ (meine Review findet ihr HIER) noch meine absolute Lieblingsnebenbeschäftigung, kickt mich das Ganze hier nicht wirklich. Es fehlt einfach die Rotlichtviertel-Atmosphäre von Kamurocho.

Altbackene Postapokalypse

Wie bereits erwähnt wirkt Fist of the North Star: Lost Paradise wie ein altes Yakuza-Spiel. Verwöhnt von „Yakuza 6“ und „Yakuza Kiwami 2“, welche beide auf der modernen Dragon Engine basieren, wirkt Fist of the North Star: Lost Paradise wie ein Rückschritt. Basierend auf der Engine von „Yakuza 0“ (meine Review findet ihr HIER) und „Yakuza Kiwami“ (meine Review findet ihr HIER) sieht das Spiel schlechter aus, was auch durch den Cellshading-Look nicht überspielt wird, als die bisher in diesem Jahr erschienenen Spiele des Entwicklers.

Daneben wirken nicht nur die Animationen, sondern auch das restliche Gameplay, als würde man kein Spiel aus dem Jahr 2018, sondern „Yakuza 3“ von 2009/2010 spielen. Das ist zwar ein sehr gutes Spiel, aber eben heutzutage sehr altbacken.

Man merkt hier leider an einigen Stellen, dass hier eben nur ein B-Team am Werk war, während das Hauptteam am Yakuza-Spinoff „Project Judge“ (HIER findet ihr meine Preview) gearbeitet hat.

Fazit - Fist of the North Star: Lost Paradise

Lasst euch von der Kritik nicht einschüchtern. Fist of the North Star: Lost Paradise ist definitiv kein schlechtes Spiel, nur eben nicht das, was ich erwartet habe.

Anders als bei er Yakuza-Serie, die mich bereits acht Spiele lang in ihren Bann ziehen konnte, habe ich eben hier die Vorlage nicht gesehen und verbinde somit weder mit den Charakteren, noch mit der Welt etwas. Leider macht Fist of the North Star: Lost Paradise keinen sonderlich guten Job dabei eben diese Charaktere und das Drumherum für „unwissende“ entsprechen einzuführen.

Die veraltet wirkende Technik und das leicht angestaubte Gameplay tun ihr übriges.

Meine leichte Ernüchterung soll euch jedoch nicht davon abschrecken, euch Fist of the North Star: Lost Paradise selbst anzuschauen. Nur weil ich nicht das bekommen habe, was ich erwartet habe, heißt das nicht, dass ihr hier nicht vielleicht euer neues Lieblingsspiel vor euch habt.

Für mich heißt es jetzt jedenfalls warten, bis „Project Judge“ erscheint oder Neuigkeiten zu einem Westrelease der PS4-Remaster von „Yakuza 3“, „Yakuza 4“ und „Yakuza 5“ gibt.

Bildquelle(n): SEGA/Koch