Natürlich gibt es mittlerweile unzählige Remastered Versionen von klassischen Spielen und meistens muss sich überlegt werden, ob der Kauf sich lohnt, da die Originale meist nur eine Konsolengeneration entfernt liegen. Anders sieht es aber mit Disgaea: Hour of Darkness aus. Zum 15ten Geburtstag des Titels, der die Disgaea-Euphorie ins Rollen brachte, gibt es eine hübsche aufpolierte Version. Für alle, an denen der Titel damals auf der PlayStation 2 vorbei ging oder die ihn sich vor 10 Jahren nicht für die PSP oder den Nintendo DS geholt haben, haben wir Disgaea 1 Complete getestet.
Aufgewacht, Prinz
Sobald ihr Disgaea 1 Complete startet, werdet ihr direkt in die Geschichte geworfen. Nach einem zwei jährigen Schlaf, erfährt Prinz Laharl, dass sein Vater, der König Krichevskoy gestorben ist. Dies geschah scheinbar kurz nach dem der Prinz sich hinlegte. Denn seine Untertanin Etna berichtet ihm, dass auch der Tod zwei Jahre her ist. Jetzt haben sich allerdings andere Dämonen die Frechheit erlaubt, den Thron für sich zu beanspruchen. Vor Wut getrieben, geht es also für Laharl und sein Gefolge los, um die Verräter zur Rede zu stellen.
Die Geschichte von Disgaea 1 Complete ist relativ simpel aber bringt viel Spaß. Die Charaktere sind super geschrieben und durch die Vielfalt an Dämonen, Monstern und Prinnies gibt es oftmals Abwechslung in der Erzählung. Letztere ähneln Pinguinen mit zwei Holzbeinen und Nadelstichen am Kragen und wenn ihr sie werft, explodieren sie. Diese lustige aussehende Kombination und der Eigenwille dieser Geschöpfe führt oftmals zu witzigen Situationen und auch generell sind die Dialoge des Spiels humorvoll geschrieben. Dadurch wird die doch sehr lineare Handlung auch etwas aufgepeppt und man liest sich gerne alle Dialoge durch.
Einmal den Krieger zum Mitnehmen
Eure Truppe wächst innerhalb der Story ziemlich schnell, braucht aber mehr Abwechslung? Kein Problem, denn ihr könnt mit im Kampf gewonnenen Manapunkten verschiedenste Kämpfer anheuern. Es gibt eine gewaltige Anzahl an verschiedenen Klassen und auch Monster können für euch im Kampf antreten. Habt ihr bestimmte Klassen hoch genug gelevelt, werden wieder neue freigeschaltet zum Kauf. Dies motiviert immer neue Charaktere zu erstellen und diese zu trainieren. Verschiedenste Kombinationen machen da den Vorteil im Kampf für euch aus.
Doch was ist, wenn der Shop nur noch Mist anbietet oder ihr knapp bei Kasse seid? Auch für diese Situation hat Disgaea 1 Complete eine Antwort für euch parat. Denn es gibt das sogenannte „Dark Assembly“, in welchem ihr über bestimmte Forderungen abstimmen lassen könnt. Es besteht aus mehreren Dämonen und Monstern, welche über euren Wunsch entscheiden. Ihr habt dabei die Option, einzelne Vertreter zu bestechen oder bei einer Ablehnung eures Wunsches, diesen mit Gewalt durchzusetzen. Ob die Abstimmung gelingt, liegt also teils an euch, manchmal ist es aber besser, es nicht zu forcieren.
Bunte Felder mit viel Taktik
Die Disgaea-Reihe zählt zu den taktischen Rollenspielen, also ähnlich wie Advance Wars oder das beliebte Fire Emblem. Wirkt also auf den ersten Blick nicht besonders, aber sobald ihr die ersten Tutorialmissionen bestreitet, seht ihr, was so besonders an Disgaea ist. Denn die rundenbasierten Kämpfe haben einen Kniff. Zum Einen habt ihr die Option, Charaktere und Monster hoch zu heben. Hierbei könnt ihr zum Beispiel längere Laufwege, schneller absolvieren oder über Lücken kommen. Außerdem könnt ihr Charaktere vor Schaden schützen, indem ihr sie oben behaltet. Dabei kriegt der untere Charakter Schaden, dem angehobenen kann aber nichts passieren.
Doch abgesehen von dieser kleinen taktischen Spielerei gibt es etwas einzigartiges in Disgaea, nämlich die „Geo Panels“. Diese sind farbige Felder, die über die meisten Karten verteilt sind. Jedes „Geo Panel“ hat eigene Effekte, welche es durch ein „Geo Symbol“ bekommt. Stellt ihr ein „Schaden + 20% - Geo Symbol“ auf ein entsprechend farbiges Feld, erhalten alle Felder mit der Farbe diesen Effekt. Dieses System kann sehr komplex werden und bringt ein gewisses Puzzle-Element in das Kampfgeschehen. Dieses zu eurem Vorteil zu nutzen ist Anfangs nicht so leicht, aber es gemeistert zu haben, bringt euch etliche Vorteile.
Zusätzlich bieten alle Karten immer einen „Bonus“. Dieser kann aus Items, Geld oder Erfahrungspunkten bestehen. Ihr erhaltet ihn indem ihr Entweder Gegner durch "Geo Panel" ausschaltet oder hohe Kombos erreicht. Das Ausschalten durch die "Geo Panels" ist nicht immer so leicht, wie es anfangs rüberkommt. Ihr müsst geschickt die "Geo Symbole" zerstören und so, die "Geo Panel" nach und nach auflösen. Beim Auflösen dieser erleiden alle Charaktere, die auf den Farben stehen, Schaden. So habt ihr die Möglichkeit schon im Vorfeld das feindliche Heer zu dezimieren, oder mit Pech euer eigenes Team auszuradieren. Diese Art von Knobelei, ist auf alle Fälle sehr fordernd und motiviert, immer die besten Optionen herauszufinden.
Wie sieht es in einem Item aus?
Seid ihr nicht in einem Kampf bewegt ihr euch in Disgaea 1 Complete in Laharls Schloss umher, welches als Hub dient. Hier könnt ihr Waffn und Ausrüstungen kaufen, mit Dämonen reden, Musik kaufen und eure Truppe heilen. Die Hauptgeschichte wird in Kapiteln erzählt und ihr kommt in dieser voran, indem ihr über ein Dimensions Portal die einzelnen Story-Level wählt. Habt ihr eine bestimmte Anzahl geschafft, kommt es zu einem Bosskampf, der nach erfolgreichem bestehen, das Kapitel beendet. Wenn ihr schnell in der Story voranschreitet, merkt ihr mindestens genau so schnell auch, dass das Spiel sehr hart werden kann. Einfach die Handlung runterspielen ist nicht möglich, sondern ihr müsst viel aufleveln und Kämpfe wiederholen.
Damit ihr euch allerdings nicht langweilt und ständig die gleichen Level spielen müsst, bis ihr stark genug seid, haben sich Nippon Ichi Software etwas ganz besonderes ausgedacht. Ihr habt die Möglichkeit in die sogenannte „Item Welt“ zu gehen. Jeder Gegenstand und jede Waffe haben ihre eigenen Werte und eine Welt in sich, die von Gegnern bewohnt wird. In diese Welten könnt ihr gehen, dort die Gegner besiegen und durch Portale verschiedene Etagen im Inneren des Items erkunden. Je weiter ihr dabei kommt, desto stärker wird das Item. Allerdings auch die Gegner. Dadurch gibt es schier endlose Möglichkeiten eure Truppe zu verstärken.
Hübsches, neues Gewand
Disgaea 1 Complete macht natürlich aus, dass das 15 Jahre alte PlayStation 2 Spiel einen neuen Glanz bekommt. Dieser besteht in einer HD-Grafik und dem Verschönern der verschiedenen Charakter-Artworks. Generell wurde die komplette Grafik extrem aufpoliert und sieht super aus. Die Charakterbilder sind schön, und auch die Effekte auf dem Schlachtfeld können sich sehen lassen. Manche Texturen wirken zwar etwas merkwürdig durch das grafische Upgrade, aber im Gesamtpaket sieht es wirklich großartig aus.
Falls ihr das Spiel nun mehrere Male durch gespielt habt, oder in eurem Verlauf gerade nicht voran kommt, habt ihr die Option den „Etna Mode“ zu spielen. Diesen Extra-Modus hat Disgaea: Hour of Darkness zum Release der DS/PSP Version bekommen. Er erzählt den Verlauf der Geschichte aus Etnas Sicht und bietet zusätzliche Spielstunden. Für Fans der Reihe, die nur die PlayStation 2 Version kennen, eine schöne Überraschung.
Fazit – Disgaea 1 Complete
Auch nach 15 Jahren schafft es Disgaea 1 Complete einen in seinen Bann zu ziehen. Durch das motivierende und belohnende System könnt ihr Stunden an der Konsole verbringen. Das Tüfteln an neuen Taktiken, Verbessern des Teams oder Erstellen neuer Charaktere bietet so viel Abwechslung, dass ihr den Controller kaum aus der Hand legen werdet. Der knackige Schwierigkeitsgrad ist allerdings nicht für jedermann, daher solltet ihr die Finger von Disgaea 1 Complete lassen, falls ihr gar nicht mit Grinden klar kommt. Wer allerdings Fan der Serie ist, vielleicht nur den PlayStation 2 Teil kennt oder die Geschichte um Laharl, Etna und ihren Widersachern in schöner neuer Grafik erleben will, kann ruhig noch einmal zugreifen. Und falls ihr noch nie von Disgaea gehört habt, aber auf fordernde taktische RPGs steht, ist jetzt eure Chance da, in die Reihe neu einzusteigen.
Bildmaterial: ©NIS AMerica