„Tekken“ gehört zu den On-Off-Franchises der Videospielgeschichte, aber nach fast fünf Jahren kehrt der legendäre Prügler auf unsere Bildschirme zurück. Ob die nächste Runde des Krieges zwischen der Mishima Zaibatsu und der G Corporation dem Konkurrenzdruck von „Street Fighter V“, „Injustice 2“ und „Guilty Gear Xrd REV 2“ standhalten kann, erfahrt ihr jetzt in unserem Test.
Schicksalshafte Vergeltung
Unser Geduldsfaden wurde lange strapaziert. Tekken 7 wurde bereits im Jahre 2015 für die japanischen Arcades veröffentlicht und ist seither sehr präsent. Denn über die zwei Jahre hat das Fighting Game bereits einige Champions hervorgebracht. Sei es über die „Evolution“ Veranstaltung oder das „The King of Iron Fist Tournament“. Mitte letzten Jahres hat der Titel sogar ein Upgrade erhalten und schimpfte sich demzufolge „Tekken 7: Fated Retribution“. „Fated Retribution“ spendierte dem Titel neue Stages, Charaktere und weitere Features wie das Rage Drive und die Rage Art, die einem dabei helfen sollen, in den Kampf zurückzufinden, sollte man mit dem Rücken zur Wand stehen. Seit dem 02.06.2017 ist das Gesamtpaket in Form von Tekken 7 für die Xbox One, PlayStation 4 und Steam erhältlich.
Die Mishima Saga soll in Tekken 7 nun in die letzte Runde gehen. Die Mishima Zaibatsu steckt in einer Krise, denn Jin Kazama wird vermisst. Nachdem Jin das Monster Azazel erledigt hat, um die Welt vor einer großen Bedrohung zu bewahren und das Devil Gene ein für alle Mal loszuwerden, wird er von seiner Organisation gesucht. Doch die Rechnung haben sie ohne Heihachi Mishima gemacht.
Heihachi bringt die Mishima Zaibatsu unter seine Kontrolle und kündigt anschließend eine neue Version des King of Iron First Tournament an, um seine Pläne ins Rollen zu bringen. Sein Sohn Kazuya versucht derweil, mit seiner Organisation, der G Corporation, auf seine Weise die Weltherrschaft an sich zu reißen. Doch das ist nicht das einzige wonach er sich sehnt, denn Heihachi steht für den Mord an seiner Mutter Kazumi auf der Abschussliste. Die perfekten Zutaten für eine Seifenoper. Was noch fehlt? Vielleicht eine Prise „Street Fighter“?
Ein Dämon auf Umwegen
Eine schwere Aufgabe steht dem neunten Spiel der Reihe bevor. Fighting Games sind beliebter denn je und in den Zeiten von „Street Fighter“ und Co. ist viel frischer Wind gefragt. Darüber hinaus möchte man auch viele neue Spieler an Bord holen. Besonders die, die sich gerade bei der Konkurrenz herumtreiben. Deswegen bedient sich Katsuhiro Harada, der Schöpfer von „Tekken“, an einem Charakter aus „Street Fighter“. Akuma hat seinen ersten Gastauftritt in der Serie und lässt etwas „Tekken X Street Fighter“ aufleben, welches gerade in der Entwicklungshölle schmort.
Vom Hadoken bis zum Focus Attack Dash Cancel ist alles dabei und auch das bekannte EX-Meter darf nicht fehlen. Dieser nette Neuzugang ist neben einem Teil des riesigen Kaders im Story-Modus namens „Die Mishima-Blutfehde“ spielbar. Dieser Modus zeichnet sich durch einen hohen Schwierigkeitsgrad, die sonderhaften Dialogen und eine großen Portion Drama aus und sollte nicht viel Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, denn Tekken 7 hat viel mehr zu bieten.
Nichts für Weicheier?
Spielerisch bietet der neueste Teil von „Tekken“ genau das, was man von der Reihe erwartet. Eine große Auswahl an Charakteren, endlose Combos und Mechaniken, die viel Tiefe zulassen. Leider könnte dies für den einen oder anderen ein zweischneidiges Schwert sein. Durch die nahezu unendlichen Möglichkeiten ist der Einstieg in das Franchise sehr schwer, denn leider verzichtet Bandai Namco hier auf Tutorials oder Combo Trials. Ohne eine tiefe Einarbeitung wird man im Ranglisten-Match auseinandergenommen, aber die investierte Zeit wird deutlich belohnt. Da keine komplizierten Eingaben wie beim Shoryuken notwendig sind, kann man auch ohne Plan in das Spiel einsteigen. Ob dies von Erfolg gekrönt sein wird, ist die andere Frage.
Der Trainingsmodus bietet eine Fülle von Einstellungmöglichkeiten, sodass eure Übungen so effektiv wie möglich sind. Attacken und Combo Samples können per Knopfdruck abgespielt werden und auch die CPU lässt sich auf verschiedene Art und Weise einstellen. Anders als „Street Fighter V“ bietet Tekken 7 euch für den schnellen Start einen Arcade-Modus. Die Offline- und Onlinemultiplayer, sowie ein Treasure Battle Mode stehen auch auch zur Verfügung. Leider war es das fast schon.
Wer sich abseits der Prügelei noch künstlerisch betätigen möchte, kann das Spiel und Charaktere im großen Stil in einem speziellen Modus anpassen. Beispielsweise könnt ihr die Kämpfer mit coolen Kopfbedeckungen ausstatten oder ihren Look anderweitig ändern. Mit der internen Währung könnt ihr viele Accessoires erwerben und eure künstlerischen Fähigkeiten ausleben. Das ist ein großer Pluspunkt des Spiels. Außer einem Gallery Mode, der euch Cutscenes und Inhalte älterer Spiele der Serie zeigt, ist leider nicht viel zu sehen. PlayStation 4 Nutzer dürfen sich aber auf einen VR-Mode freuen.
Disco mit technischen Schwierigkeiten
Auch technisch wartet Tekken 7 mit einigen Raffinessen auf. Grafisch ist der Titel dank der Unreal Engine 4, welche die Charaktere und Stages noch lebendiger erscheinen lässt, sehr schick. Der Soundtrack aber setzt dem ganzen noch die Krone auf. Die sehr „Drum and Bass“-lastigen Klänge lassen euch viele Stunden in den Menüs oder Kämpfen sitzen. Sie haben mir so gut gefallen, dass ich auf Spotify danach gesucht und enttäuscht festgestellt habe, dass sie dort nicht zu finden sind.
Puristen der Reihe werden die Stimmen der Kämpfer sofort wiedererkennen. Auch die Soundeffekte erinnerten mich sofort an „Tekken 3“ und meine Zeit als Button-Masher. Wenn die Ladezeiten an vielen Stellen nicht so immens hoch wären und die Framerate hier und da keine Einbrüche erleiden würde, wäre die Zeitreise in die Vergangenheit perfekt. Wichtig zu wissen ist, dass PlayStation 4- und Steamnutzer an dieser Stelle besser wegkommen. Wenn Steam und Xbox One Spieler auch noch die exklusiven Modi wie den Jukebox Mode bekämen, gäbe es kaum noch Anlass zur Kritik.
Tekken 7 – Mein Fazit
Tekken ist zurück und liefert genau das, was der Fighting Game-Enthusiast sich wünscht. Eine vielseitige Auswahl an Charakteren, die sehr unterhaltsame Spielmechanik und ein schöner Look lassen die zu schrille Story und das geringe Aufkommen an Modi schnell in Vergessenheit geraten. Zudem liefert der Gastauftritt von Akuma frischen Wind. Kleine technische Unzulänglichkeiten und die enorme Komplexität könnten insbesondere Neulinge abschrecken, aber jeder, der gerne mal seine Freunde in einem Videospiel verprügeln möchte, sollte Tekken 7 eine Chance geben.
Infobox:
- Titel: Tekken 7
- Entwickler: Bandai Namco Studios
- Publisher: Bandai Namco Entertainment
- Release: 02.06.2017
- Plattform: XBox One, PS4, Steam
- USK: 12
- Genre: Fighting Game
- Sprachausgabe: Japanisch, Englisch
- Multiplayer: Ja
Quelle(n): Bandai Namco Entertainment