Lasst uns auf große Umschweife verzichten: Shovel Knight: Treasure Trove ist eine wahre Perle.

Viele Spiele – besonders im Indie-Bereich – versuchen, mit Retro-Grafik und Nostalgie-Charme an unsere Kindheitserinnerungen zu appellieren. Nur wenige sind dabei mehr als plumpe Imitationen oder zeigen echtes Verständnis für das, was die Vorlagen ausmachten.

Ein Herz für Retro

Shovel Knight: Treasure Trove ist anders. Shovel Knight besticht in jedem Detail mit unbändiger Liebe zur NES-Ära. Die Entwickler folgen nicht nur einem Trend, ihr Werk ist von wahrer Leidenschaft angetrieben. Shovel Knight versteht, was seine großen Vorbilder ausmachte und weshalb sie funktionierten. Es präsentiert sich dabei als ein beinahe unverschämt romantischer Liebesbrief an eine längst vergangene Zeit.

Shovel Knight: Treasure Trove

Zugleich bedient sich Shovel Knight fast schon dreist an den großen Klassikern der NES-Ära. Das Level-Design ist ganz klar an „Mega Man“ angelehnt, der Schaufelsprung erinnert frappierend an Onkel Dagoberts „Ducktales“-Abenteuer, die Erkundungstouren durch Städte sind aus „Zelda 2“ geklaut, die Sub-Waffen aus „Castlevania 3“ und die Oberweltkarte aus „Super Mario Bros. 3“.

Shovel Knight ist dabei aber mehr als nur ein Potpourri aus Versatzstücken: Die Entwickler legten ein unverkennbares Gespür dafür an den Tag, was und warum diese Elemente Spaß bringen. Was sich auf dem Papier wie zusammengeflickt anhört, greift in der Praxis wunderbar zusammen und fühlt sich tatsächlich frisch an.

Moderne Finessen würzen alte Ideen

Das liegt natürlich auch daran, weil die Entwickler moderne Ideen ins Game-Design einfließen ließen. Natürlich ist Shovel Knight – wie es damals eben so so war – herausfordernd. Da jedes der großen Levels über mehrere Checkpoints verfügt, ist es dabei aber nie unfair oder frustrierend. Auf einen Game Over-Screen verzichtete man: Der Schaufelritter darf sich so oft an kniffligen Stellen die Zähne ausbeißen, wie er lustig ist.

Shovel Knight: Treasure Trove

Keine Leben, kein Game Over? Das klingt zu verweichlicht? Tja, hier kommt der Clou: Jedes mal, wenn ihr vor einem Checkpoint steht, habt ihr die Qual der Wahl. Aktiviert ihr ihn, um bei eurem nächsten Ableben an einem Hafen der Sicherheit zu stranden? Oder spielt ihr lieber auf Risiko? Dann könnt ihr den Checkpoint zerstören, um einen mächtigen Geldbonus einzusacken. Von dem Geld könnt ihr in Städten zum Beispiel neue Fertigkeiten, Lebens- und Magie-Erweiterungen oder neue Rüstungen erstehen.

Das virtuelle Ableben ist zudem deutlich von „Dark Souls“ inspiriert. Wie ihr in From Softwares Meisterwerk bei eurem Charaktertod Seelen verliert, die ihr euch im nächsten Anlauf zurückerobern könnt, verliert der Schaufelritter Geldsäcke. Nun heißt es abwägen: Versuche ich in der kniffligen Sprungpassage das verlorene Gold wieder aufzuheben? Oder nehme ich den Verlust zähneknirschend in Kauf? Schließlich könnte ich ein weiteres Mal in den Tod stürzen und nur noch mehr Moneten verlieren.

Viele schöne Pixel

Shovel Knight: Treasure Trove

Shovel Knight: Treasure Trove versucht so auszusehen, wie wir NES-Spiele in unseren Erinnerungen halten. Das heißt im Klartext: schöner als sie eigentlich waren. Die Entwickler behielten den unverkennbaren 8-Bit-Stil bei, ohne sich jedoch an die Restriktionen der Hardware zu halten.

Zum Glück: Denn so überzeugt Shovel Knight: Treasure Trove mit detaillierten Hintergründen, großen Sprites, schicken Animationen, vielen Farben, Paralaxscrolling und all dem coolen Stuff, den ein NES zum Durchglühen gebracht hätte. Der geniale Chiptunes-Soundtrack entstand übrigens in Zusammenarbeit mit Manami Matsumae, der Komponistin von „Mega Man“.

Plague of Shadows: Explosive Stimmung

Neben dem Hauptspiel, in welchem wir in der Rolle des titelgebenden Shovel Knights die Welt vor der bösen Enchantress retten, haben die Entwickler bislang zwei Erweiterungen nachgeliefert. In der Shovel Knight: Treasure Trove ist alles davon enthalten.

Shovel Knight: Treasure Trove

In Plague of Shadows schlüpfen wir in die Haut von Plague Knight. Seines Zeichens ein abgedrehter Alchemist, der eine besondere Liebe für explosive Bomben an den Tag legt. Statt mit einer Schaufel zu schaufeln, wirft er lieber mit Bomben um sich. So werden nicht nur Gegner pulverisiert, sondern auch gesprungen: Denn Plague Knights jämmerliche Sprungfähigkeit wird nur dadurch gerettet, dass er sich von den Bomben in die Ferne katapultieren lässt.

Plague of Shadows bietet einen Remix der bekannten Levels, die sich in der Haut des neuen Ritters jedoch völlig anders spielen. Da Plague Knight anders als der Schaufelritter in den Städten nicht gerne gesehen ist, verschlägt es ihn zudem in die Tiefen der zwielichtigen Unterwelt.

Shovel Knight: Treasure Trove

Specter of Torment: Schwing die Sichel

In Specter of Torment übernimmt Specter Knight die Hauptrolle. Wieder einmal spielen wir durch eine Mischung aus Remixes und neuen Levels. Wieder einmal in der Haut eines neuen Protagonisten, der seine ganz eigene Spielweise diktiert. Um weite Entfernungen zu überwinden, schlitzt Specter Knight mit seiner Sichel Gegner und Objekte auf, um so einen Boost zu erhalten. Dieser Boost befördert uns in die Ferne. Sprünge und Angriffe müssen so ganz genau getimed werden, um knifflige Sprungpassagen zu meistern.

Anders als das Hauptspiel und Plague of Shadows besitzt Specter of Torment übrigens keine Weltkarte. Stattdessen suchen wir uns in einem Hub-Level in „Mega Man“-Manier die nächste Stage aus.

Die Shovel Knight: Treasure Trove wird zukünftig zudem um eine weitere Kampagne und einen 4-Spieler-Battlemode erweitert.

Shovel Knight: Treasure Trove – Fazit

Shovel Knight: Treasure Trove bietet viel Retro-Zock fürs Geld. Drei umfangreiche Kampagnen und massig Bonus-Inhalte sorgen für viele Stunden Spielspaß. Die Qualität ist dabei über alle Zweifel erhaben: Shovel Knight sucht sich Ideen bei großen NES-Klassikern, gibt ihnen einen eigenen Kniff und würzt das Gesamtpaket mit cleveren eigenen Ideen. Das Level-Design ist astrein, die Retro-Grafik liebevoll detailliert und der treibende Chiptunes-Soundtrack die perfekte musikalische Untermalung. Jedem, der ein Faible für NES-Klassiker wie „Mega Man“ oder „Ducktales“ besitzt, ist Shovel Knightwärmstens empfohlen.