Endlich steht Resident Evil 7 vor der Tür! Der Generationenwechsel, den Resident Evil 4 im Jahre 2005 einläutete, versorgte die Reihe mit frischem Wind und ließ die alten Titel kaum vermissen. Doch im Laufe der Jahre entfernte sich die Serie immer mehr von ihrem wesentlichen Merkmal, dem Survival-Horror, und enttäuschte mit der actionlastigen Komponente viele Fans.

Schnell war der Aufschrei nach den Klassikern groß. Doch Capcom reagierte auf das Feedback und ließ mit der Ankündigung von Resident  Evil 7 die Bombe platzen. Neue Impulse kombiniert mit klassischen Elementen sollen die Reihe wieder zu alter Stärke verhelfen. War Capcom erfolgreich? Finden wir es heraus.

Der Phönix und die Asche

Ich kann mich noch gut an die Veröffentlichung von Resident Evil 6 erinnern. Voller Vorfreude rannte ich mit dem Spiel unter dem Arm nach Hause und verbarrikadierte mich in meiner Wohnung. Doch auf die Freude folgte Ernüchterung. Zu viele Quick-Time-Events, erzwungene Cutscenes und Action, die man eigentlich nur aus Titeln wie Call of Duty kennt, vermiesten mir das Spiel. Nachdem Operation Raccoon City ebenfalls eine mittelschwere Katastrophe war, sah ich die Reihe bereits am Abgrund.

Die Kritik wurde immer lauter und die Ungewissheit über die Zukunft von Resident Evil immer größer. Wird es noch eine Fortsetzung geben? Bekommen wir den begehrten Survival-Horror zurück? Auf der E3 2016 beantwortete Capcom mit der Enthüllung von Resident Evil 7 diese Fragen. Nach elf Jahren actionreicher Third-Person Shooter steht nun ein neue Generation in den Startlöchern. In Resident Evil 7 seid ihr nun hautnah dabei, denn ihr erkundet das Herrenhaus nun aus der Ego-Perspektive. Ganz recht. Das Herrenhaus feiert seine Rückkehr und soll so wieder an die guten alten Zeiten erinnern.

Der siebte Teil möchte nun erneut alles anders machen und die Angst wieder in den Vordergrund stellen. Munitionsknappheit, verschiedene Rätsel und bedeutsamere Kämpfe sollen das Paket abrunden und dafür schickt Capcom einen neuen Charakter ins Rennen.

Welcome to the family, son!

Wir sind Ethan Winters. Ethan fristet seit drei Jahren sein Dasein als Wittwer. Zumindest glaubt er das, denn als er plötzlich eine Nachricht von seiner totgeglaubten Mia erhält, macht er sich auf nach Lousiana, um sie wieder in die Arme zu schließen. Als Ethan vor verschlossenen Türen steht, improvisiert er, um Mia endlich in Empfang  zu nehmen. Nach einer kleinen Erkundungstour durch das Gasthaus, welches wir bereits aus der Demo kennen, kann sich der Ehemann glücklich schätzen. Unsere Herzensdame ist unversehrt und bereit mit uns nach Hause zurückzukehren. Oder auch nicht. Schnell wird klar, dass sich Mia verändert hat und spätestens jetzt heißt uns auch Jack Baker willkommen.

Nach ein paar einschneidenen Erlebnissen finden wir uns im Anwesen der Bakers wieder und lernen die Familie beim Abendessen kennen. Als sich die erste Gelegenheit zur Flucht ereignet, packen wir diese beim Schopfe und suchen einen Weg raus aus dem Alptraum. Angeschlagen und nervös bahnen wir uns unseren Weg durch die Gemäuer und werden stets an unsere Erfahrungen aus den klassischen Ablegern der Reihe erinnert. Begrenztes Arsenal und eine skurille Architektur erschweren uns den Ausbruch aus der düsteren Behausung der Bakers. Wenigstens sind wir nicht ganz allein, denn die mysteriöse Zoe führt uns telefonisch durch das Anwesen und versorgt uns mit Aufgaben und wertvollen Tipps.

Während wir den Atem der Familienmitglieder im Nacken und unseren Herzschlag im Halse spüren, sammeln wir verschiedene Gegenstände und Schlüssel, die wir im Rahmen von verschiedenen Rätseln erhalten. Doch die Familie und Ethan sind nicht allein unterwegs. Ein neuer Gegnertyp, sogenannte Molded, leisten uns Gesellschaft und erinnern mit ihrem Look an Uroboros aus dem fünften Teil. Gelegentlich kommt ein Monster dieser Art um die Ecke, um eure Fertigkeiten auf die Probe zu stellen. Neben dem bekannten Waffenarsenal könnt ihr auch erstmalig gegnerische Attacken per Tastendruck blocken. Doch das macht die Gegner nicht weniger gefährlich.

Zu wenig Resident Evil?

Am Tag der Enthüllung von Resident Evil 7 stellte Capcom für PS Plus-Mitglieder die „Beginning Hour“ Demo bereit. Viele Spieler dieser Demo gerieten in Sorge, da der Inhalt zu stark an P.T. und Outlast erinnerte. Auch der Protagonist des neuen Abenteuers verunsicherte die Fangemeinde und brachte Theorien über ein Reboot der Serie auf. Capcom wollte sich hier absolut nicht in die Karten schauen lassen, teilte aber mit, dass Resident Evil 7 eine Fortsetzung ist und keinen Neustart darstellt. In der Tat kommen Veteranen mit dem neuen Titel auf ihre Kosten. Viele Mechaniken und Kleinigkeiten sind an ältere Spiele angelehnt und lassen das bekannte Flair aufkommen. Beispielsweise kehren die klassischen Save Rooms mit ihren Itemboxen zurück und der Aufbau der ersten Hälfte erinnert ganz klar an den allerersten Teil. Auch viele Soundeffekte wurden aus den Klassikern übernommen, um das Gefühl zu vermitteln, dass es sich hierbei um ein Resident Evil handelt.

Der neue Ableger spielt sich trotz neuer Perspektive auch wie ein waschechtes Resident Evil. So entdeckte ich während meiner Zeit einige Elemente aus Resident Evil 3: Nemesis und Revelations. Doch wie eine Fortsetzung fühlt sich Teil 7 ganz und gar nicht an. Die Charaktere und dessen Umwelt werden nicht wirklich in das Universum eingegliedert und zu sehr beschlich mich das Gefühl, dass ich in eine Nebengeschichte verwickelt bin. Ethan Winters soll als neuer und unerfahrener Charakter das Abenteuer glaubhafter erscheinen lassen, doch das Fernbleiben der bekannten Helden wie Leon oder Jill brachte mir Herzschmerz. Doch zum Ende der acht bis zehnstündigen Story wird etwas Licht ins Dunkel gebracht und so kommen wir auch zu unserem nächsten Problem.

Kurzlebig und wunderschön

Resident Evil 7 ist ein sehr intensives Abenteuer, doch leider ist es nicht das längste und bietet weniger Komplexität als die Klassiker. Nach der ersten Hälfte des Spiels bestätigte sich, dass der erste Teil als Vorlage für das neue Spiel gedient haben muss. Dies gilt auch für die Spieldauer. Bereits nach vier bis fünf Stunden habe ich das Anwesen und das sogenannte „Alte Haus“, welches an das Guardhouse erinnert, abgeschlossen. Das liegt nicht zuletzt an den Rätseln, die stellenweise zu einsteigerfreundlich sind. Veteranen, die viel Erfahrung mit den Klassikern haben, werden nur so durchfliegen.

Der Höllentrip ist grafisch dank der RE Engine realistisch und sehr detalliert dargestellt und läuft mit einer stabilen Framerate. Besonders lobenswert ist das geringe Aufkommen von Ladezeiten, was einen sehr flüssigen Spielablauf nach sich zieht. Auffällig ist auch die Brutalität und der sehr hohe Gore-Faktor. Oft werdet ihr Zeuge, wie Hände, Füße und Köpfe abgetrennt werden, was neben den Litern an Blut, euch noch einen zusätzlichen kalten Schauer bereiten dürfte. Auch das hohe Aufkommen an Kraftausdrücken ist neu, passt aber wunderbar ins Bild. Die deutsche Synchronisation hält sich hier manchmal zurück, kann aber sonst gut mit der englischen mithalten. Kinder, Finger weg!

Resident Evil 7 ist das erste Spiel, welches PlayStation VR vollständig unterstützt. Besitzer der Brille können ihre Spielerfahrung  noch weiter intensivieren, denn der Aufbau des Spiels wirkt auf die neue Technologie ausgerichtet. Solltet ihr aber auf Steam, Xbox One oder ohne VR unterwegs sein, erwartet euch nichtsdestotrotz ein schaurig schönes Abenteuer. Der Spannungsbogen ist stets hoch, die Atmosphäre sehr beklemmend und die Familie wunderschön bösartig. Leider aber werden wir oft über Ethan und Familie Baker im Dunkeln gelassen. Ein wenig mehr Hintergrundinformation hätte hier nicht geschadet. Doch vielleicht bringt der kostenfreie DLC „Not A Hero“, der im Frühling erscheint, Antworten auf die Fragen.

Resident Evil 7 – Mein Fazit

Resident Evil 7 ist der Startschuss für eine neue Ära. Capcom hat es geschafft neue innovative Impulse zu setzen und den für die Reihe bekannten Survival-Horror in den Vordergrund zu stellen. Auch wenn sich das neue Abenteuer wie eine Sidestory anfühlt und nicht sehr langlebig ist, überzeugt es mit der Liebe zum Detail, eine wunderbaren Atmosphäre und durch viele spielerische Elemente, die an die Klassiker erinnern. Für Survival-Horror Fans ein absolutes Muss.

Bildquelle(n): Capcom