Vom 1. bis 4. November 2018 fand die PLAY – Creative Gaming Festival im Herzen Hamburgs statt und Tausende von Gästen versammelten sich. Nicht nur in den Haupträumen am Hühnerposten, sondern auch in der Barlach Halle K konnten sich Interessierte über die heutige und morgige Gesellschaft des Gamings austauschen. Ich war vor Ort gewesen, um das Event genauer unter die Lupe zu nehmen. Ob sich der Besuch gelohnt hat, erfahrt ihr hier.
Bereitmachen zum Verändern
Das elfte Mal in Folge fand nun die PLAY statt. Ursprünglich war dieses Event in Potsdam zu besuchen, wurde später jedoch nach Hamburg verlegt. Das Motto dieses Jahres war „Ready Game Change – Create a New Tomorow“, unter welchem Denkanstöße für die zukünftige Kreierung Spielwelt ausgetauscht wurden. Bemerkbar war dies gleich an dem Tag der Eröffnung: auf der Bühne spielt eine kleine Gruppe Kinder „Fortnite“ auf einer PS4. Dann, nach Spielende, nehmen sie Werkzeuge in die Hand, um die Spielekonsole zu zerstören. Die Nachricht dahinter war, dass man sich von Liebgewonnenem trennen muss, um Neues erschaffen zu können. Klingt skurril, aber die schrottreife PlayStation soll man bald wiedersehen können.
In meinem News-Artikel zur PLAY18 habe ich bereits angeschnitten, was das Event zu bieten hat. Gleich im Eingang des Hühnerpostens befand sich das „Studio Zukunft“, eine Aufstellung einiger Zelte, in denen Freunde der Videospiele nicht nur über die morgige Spielwelt diskutieren, sondern sich auch kreativ austauschen konnten, sei es zeichnerisch oder durch freies Programmieren. Ein Zelt stand sogar rappelvoll mit alten Haushaltgeräten – auch die kaputte PS4 war da – denn aus den Einzelteilen ließ sich neue Hardware zusammenbasteln. Erschaffung von Neuem aus Altem.
Platz für Redner aller Art war ebenfalls vorhanden. Wer sich frühzeitig einen Termin sichern konnte, durfte für maximal 30 Minuten in der Speaker’s Corner einen Vortrag halten. Die Themen reichten von Game Design und Livestreams bis hin zu Tabus wie Sexismus oder Religion. Auch in anderen Talks wurden verschiedene Gebiete des Gaming und Drumherum diskutiert. In dem Programm „Let’s Play Seriously“ wurde sich auch die Einbindung von Games mit dem Schwerpunkt Politik auseinandergesetzt. Vielleicht nicht jedermanns Geschmack, aber bei den sich stetig wachsenden und verändernden Videospielkulturen sollten solche Themen nicht übergangen werden.
Neue Ideen zum Ausprobieren – Hinter den Kulissen
Neben den Attraktionen im Hühnerposten standen auch die Türen zur Barlach Halle K offen, eine Ausstellung für nicht veröffentlichte, experimentelle Spiele. Faschismus, Propaganda und Spionage waren die Schlagworte schlechthin; viele Spiele behandelten auch aktuelle Themen wie die Verbreitung von Fake News und den Brexit. Aber auch interessante Spielmechaniken wurden gezeigt, sei es das Bauen eines Hochhauses in unmöglichster Jenga-Form, oder ein Coop-Rennspiel, bei dem ein Spieler fährt und der andere gleichzeitig die Strecke bauen muss. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt.
Die Regeln eines Spieles auf den Kopf zu stellen nimmt der Titel namens „Baba Is You“ schon fast zu wörtlich. In diesem Puzzle Game sind Regeln verschiebbare Objekte. Wer über den Tellerrand schauen kann, durchbricht vorher ungeahnte Grenzen und die Mauer, die das Ziel umgibt, ist plötzlich ganz einfach zu umgehen. Abstrakt wird es dann, wenn ein Aktenvernichter als Controller verwendet wird. Bei dem Spiel „The Book Ritual“ ist es Ziel des nicht nur selektive Inhalte von Büchern zu verstehen, sondern auch Seiten auszureißen und in den „Shredward“ zu werfen. Solch ein Game ist sicherlich nicht gerade für den üblichen Haushalt gedacht, eine witzige Idee ist es jedoch allemal. Und noch viel mehr Spiele standen auf der Ausstellung zum Ausprobieren bereit. Einige davon wurden mit einem Award vor Ort ausgezeichnet und die Entwicklerstudios der besten Spiele durften nicht nur eine Trophäe, sondern auch Preisgeld mit nach Hause nehmen.
Abseits der Räumlichkeiten wurden bei der PLAY aber auch noch Ausflüge angeboten. So konnten Teilnehmer einen Abstecher zu Spielefirmen wie InnoGames, Tivola oder den allseits bekannten Rocket Beans machen. Hier bekam man einen guten Einblick hinter die Kulissen des Game Desgins, hatte teils direkten Kontakt mit Mitarbeitern der Entwicklerteams. Wer sich mit dem Thema Spieleentwicklung näher auseinandersetzen will, für den ist solche eine Exkursion Pflichtprogramm.
PLAY18 – Creative Gaming Festival – Fazit
Die PLAY hat in puncto Größe sicherlich kein Ausmaß wie eine gamescom, aber dennoch eine Menge an Eindrücken zu bieten. Für alle, die sich mit der Materie Gaming viel näher beschäftigen und einen Blick hinter dem Vorhang der Videospielwelten erhaschen möchten, ist ein Besuch wärmstens zu empfehlen. Mal sehen, was die PLAY19 alles mitbringen wird.