Jeder kennt Superhelden. Sie zeichnen sich durch ihre Superkräfte und Sinn nach Gerechtigkeit aus. Bei den Charakteren aus My Hero Academia sind es ihre Macken, die sie zu etwas Besonderem machen, und nun erhält Shōnen Jumps bekannte Mangareihe endlich hier im Westen ihr erstes Videospiel. Ob My Hero One’s Justice eine Punktlandung ist, erfahrt ihr in diesem Review.
Meine Heldenakademie
In einer Welt, in der 80% der Menschen mit einer einzigartigen Fähigkeit, auch Macke genannt, geboren werden, ist Izuku „Deku“ Midoriya ein ganz normaler Junge geblieben. Sein Traum ist es jedoch, ein Superheld zu werden und auf die Yūei High Heldenakademie gehen zu können. An einem schicksalhaften Tag begegnet er seinem größten Superhelden-Idol: All Might. Er verleiht Deku die Macke der großen körperlichen Kraft und sein Traum geht in Erfüllung.
Die Mangaserie erscheint seit November 2014 in Japan und die erste deutsche Fassung steht seit August 2016 in unseren Läden. Bislang sind 14 der 20 Bänder in die deutsche Sprache übersetzt und im März dieses Jahres wurde die erste Staffel des Anime veröffentlicht. My Hero Academia findet also bereits ziemlich großen Anklang. Da ist natürlich ein Videospiel-Spinoff nicht weit. Ein 3DS-Titel wurde allerdings nur in Japan herausgegeben. Nun versucht Bandai Namco mit My Hero One’s Justice auch im Westen die Herzen der Fans zu erobern.
Schnall dich an, Kurzer!
Doch was für ein Spiel bekommen wir hier eigentlich? Da es bei dem Franchise oft ums Kämpfen geht, erscheint das Fighting Game Genre nur all zu logisch. My Hero One’s Justiceist ein 3D-Fighter, bei dem ihr euch auf dem Kampffeld in alle Richtungen frei bewegt. Unter den 19 verfügbaren Charakteren wählt ihr euren Hauptkämpfer und zwei Begleiter aus, die euch unterstützen; ähnlich wie bei „Marvel vs. Capcom“.
Wer in die Optionen lugt, stellt schnell fest: das Spiel ist einfach zu steuern. Auf einem 3D-Kampffeld könnt ihr frei sprinten und springen. Eure Basis-Attacke ist der Folgeangriff, mit dem ihr direkt zum Gegner hinschnellt und draufbolzt; „Pokémon Tekken“-Spieler kennen dieses Gefühl. Es ist zugleich euer Werkzeug für Kombo-Angriffe. Habt ihr den Simple-Modus eingeschaltet, könnt ihr durch Mashen des Folgeangriffs dem Spiel die Kombo-Sachen überlassen, wie bei dem Auto-Combo-System von „Dragon Ball FighterZ“. Jeder Kämpfer hat zwei verschiedene Macken-Angriffe, eure Specials, wenn man so will. Ladet sie durch Halten der Tasten auf, oder vollführt einen mächtigen Plus Ultra mit eurer gefüllten Super-Leiste. Blockt Attacken ab, oder durchbrecht die Verteidigung des Gegners mit einem unblockbaren Angriff. Ruft eure Begleiter zur Hilfe, damit sie Extra-Schaden anrichten oder eure angefangene Combo erweitern können.
Soweit schön und gut. Nur fällt es eben schnell auf, dass sich das Spiel Elemente aus anderen Fighting Games zusammenkrallt und in ein Komplettpaket verpackt. Auch, wenn es dabei einen soliden Job macht, fehlt beim Kämpfen eine einzigartige Spielmechanik. Hier hätte etwas ausgearbeitet werden können. Dafür sind bei allen Aktionen keine komplizierten Eingaben nötig, für Einsteiger ein Paradies.
Komm, retten wir die Welt!
Das Spiel besitzt einen eigenen Story-Modus im Patchwork-Format; Teile des Originals aus My Hero Academia werden genommen und mit ein paar eigenen Story-Ideen zusammengewürfelt. Ihr spielt einzelne Segmente der Story mit unterschiedlichen Helden und schreitet so im Plot voran. Sobald ihr die Hauptgeschichte abgeschlossen habt, könnt ihr direkt mit der Seite der Schurken fortfahren. Da gibt es noch einiges aufzuräumen!
Zur Auswahl habt ihr auch den Missions-Modus. Euch steht eine kleine Auswahl an Missionskarten zu, auf denen ihr verschiedene Kämpfe unter bestimmten Bedingungen gewinnen müsst. Exklusiv könnt ihr in diesem Punkt jeden eurer Charaktere aufleveln und mit Modifikationen verstärken. Teilweise sind die bitter nötig, denn die Schwierigkeit der Missionen steigt sagenhaft schnell an. Wenn lokales Spielen für euch nichts ist, könnt ihr jederzeit zum Online-Modus wechseln. Euch stehen, wie gewohnt, Ranglisten-Kämpfe genauso wie einfache Casual Matches zur Verfügung.
Für den Alleinspieler ist also erstmal vorgesorgt. Dennoch reicht das für ein Fighting Game im Jahre 2018 nicht aus. Ein wirkliches Tutorial gibt es bei diesem Titel nicht unbedingt. Nur kurzzeitig werden in der Story und bei den Missionen eine Einleitung zur Steuerung angekratzt. Keine Trials, bei denen man die Combos jedes Kämpfers in Augenschein nehmen kann. Das meiste ist stures Learning by Doing. Abhilfe ist jedoch bereits unterwegs. Der Day One Patch soll einen das langersehnte Arcade, sowie einen Turniermodus beinhalten, bei dem ihr lokal mit Freunden oder mit CPUs in einem K.O.-Turnier antreten dürft. Außerdem sind schon die ersten DLC mit einer weiteren kleinen Reihe von Charakteren im Anmarsch.
Sieht gut aus, Kurzer!
An Style mangelt es dem Spiel definitiv keineswegs. Zwischensequenzen im Superhelden-Comic-Stil und ein komplettes japanisches Voice Over für alle erdenklichen Situationen. Das einfache Design der Welt und Charaktere lässt Raum für relativ kurze Ladezeiten, zumindest auf einer PS4 Pro. Und selbst mit den schon fast übertriebenen Plus Ultra-Attacken und anderen speziellen Effekten läuft das Spiel tadellos flüssig.
Zu guter Letzt: das Freischaltbare. Wie auch in anderen Kampfspielen, habt ihr ein Profil zur Verfügung, welches ihr mit freigeschalteten Titeln und Designs anpassen könnt. Gleiches gilt auch für eure Charaktere an sich. Mit denen aus der Story und den Missionen gewonnenen Kostümen könnt eure Kämpfer hübsch machen und ihnen die verrücktesten Klamotten anziehen, sofern ihr die Gegenstände dafür freischaltet oder mit Heldenmünzen kauft. Von übergroßen Augenbrauen zum kompletten Astronautenanzug. Und Kunstliebhaber bekommen obendrauf noch exklusive Artworks in der Galerie. Was Kleines, Niedliches für Zwischendurch.
My Hero One’s Justice – Fazit
Ein grundsolides Fighting Game, dem jedoch eine kleine Spur Extravaganz fehlt. Viele Elemente sind aus sämtlichen anderen Kampfspielen wiederzuerkennen, doch etwas Eigenes bietet das Spiel kaum. Dafür habt ihr hier einen Titel, der My Hero Academia gerecht wird mitsamt seinem Superhelden-Style. Wo kompetitive Fighting Game Spieler einmal wegsehen dürfen, ist es für Fans der Mangareihe ein gelungenes Spin-off. My Hero One’s Justice ist ab dem 26.10.2018 auf PS4, Xbox One und Nintendo Switch erhältlich. Plus Ultra!!
Bilderquelle(n): Bandai Namco