Erneut hat es drei Monate gedauert, doch nun erfahren wir in Episode 3 endlich, wie die Geschichte von Life is Strange 2 weiter geht. Wie ist es den Brüdern Sean und Daniel nach dem dramatischen Ende von Episode 2 ergangen? Dank freundlicher Unterstützung von Square Enix konnten wir es erfahren und teilen unsere Erkenntnisse gern mit euch im Folgenden.

Arbeit, Arbeit

Nachdem sie die schützende Behausung ihrer Großeltern verlassen mussten, sind mittlerweile 3 Monate vergangen. Sean und Daniel haben es weiter in Richtung Mexiko geschafft und sind mittlerweile in Kalifornien angekommen. Als das Geld immer knapper wurde, begegnen sie Cassidy und Finn, zwei Charakteren, denen die Brüder bereits in Episode 2 kurz begegnet sind, wieder.

Diese arbeiten auf einer illegalen Marijuana-Farm, auf der Sean und Daniel kurzerhand anheuern, um Geld zu verdienen.

Das alles geschieht allerdings nicht im Spiel selbst, sondern zwischen den Episoden.

Als wir wieder die Kontrolle über Sean übernehmen, arbeiten die beiden bereits seit über einem Monat auf der Farm. Dort besteht ihr Alltag daraus, in einem Zeltlager mit Cassidy, Finn und einigen anderen Jugendlichen zu leben, sich zu versorgen und tagsüber auf der Farm zu arbeiten. Diese Arbeit besteht beispielsweise aus dem Zurechtschneiden von Hanfknospen.

Neue Freunde

In der Zeit auf der Farm entfremden sich die Brüder etwas. Während Daniel in dem super coolen Finn einen neuen Freund findet, der ihm Messerwerfen beibringt und mit ihm voll auf einer Wellenlänge zu sein scheint, nähern sich Sean und die etwas reifere Cassidy immer weiter an und es ist klar, dass zumindest von Seans Seite aus, heftige Funken fliegen.

Sean ist nicht begeistert davon, dass sein Bruder so viel Zeit mit seinem neuen Freund verbringt, da er befürchtet, Daniel könnte versehentlich seine Kräfte in Finns Gegenwart benutzen. Daniel wiederum fühlt sich durch seinen Bruder vernachlässigt, weil der lieber mit Cassidy rumhängt und flirtet, als Zeit mit ihm zu verbringen.

Soweit also normales Verhalten zwischen Brüdern. Ich persönlich sehe, wie schon bisher, hier die große Stärke von Life is Strange 2. Die Beziehung zwischen Sean und Daniel wird sehr realistisch dargestellt, sodass man teilweise Parallelen zur Beziehung zu eigenen Geschwistern sehen kann. Allgemein ist das Zwischenmenschliche meiner Meinung nach bisher immer einer der größten Stärken der Life is Strange-Reihe gewesen.

Neben dem Rumhängen mit neuen Freunden, wird natürlich nicht außer Acht gelassen, Daniels Kräfte in den Fokus zu rücken. So hat der kleine Mann sowohl alleine als auch mit der Hilfe seines Bruders, viel trainiert, sodass er mittlerweile nicht nur Steine zielgerichtet beispielsweise in geworfene Tannenzapfen manövrieren kann, sondern auch im Wasser liegende Baumstümpfe hochheben kann. Wo sich gerade hierfür inspirieren lassen wurde, kann sich zumindest jeder Star Wars-Fan denken.

Magere Geschichte und vorhersehbare Konflikte

Mehr als die Arbeit auf der Farm und einige sehr schöne zwischenmenschliche Momente passieren in Life is Strange 2 Episode 3 leider nicht.

Die komplette Story der Episode befasst sich damit, wie die beiden Brüder auf der Drogenfarm schuften, alle Sean sagen wie dumm es ist, ein Kind dort arbeiten zu lassen und den Streitigkeiten zwischen den Brüdern.

Dass das ganze am Ende zu einem dramatischen Klimax führt, ist nah den bisherigen Episoden so sicher, wie das Amen in der Kirche.

An dieser Stelle hätte ich mir weniger Fokus auf die Farm und die dortige Arbeit und mehr Fokus auf das Zwischenmenschliche zwischen den Brüdern, zwischen Daniel und Finn und vor allem auf die Beziehung zwischen Sean und Cassidy gewünscht.

Ohren- und Augenschmaus

Wie schon die vorigen Episoden von Life is Strange 2 schafft es auch Episode 3 mich vollends mit ihrer Optik und vor allem der musikalischen Untermalung zu begeistern.

Der leichte Aquarelllook und die wunderschöne, ruhige Musik sorgen zumindest bei mir dafür, dass ich mich vollkommen fallen lassen, entspannen und im Spiel verlieren kann.

Einziger Wermutstropfen hier ist für mich die fehlende Möglichkeit an einer Stelle einfach der Musik lauschen zu können. Bisher gab es fast immer Momente, in denen einfach nur Musik angespielt wurde, der Charakter entspannt irgendwo saß oder lag und man selbst bestimmen konnte, wann dieser Moment endet. In dieser Episode gibt es einen Moment, in dem Cassidy am Lagerfeuer ein selbst geschriebenes Lied singt. Hier hätte ich mir die Möglichkeit gewünscht, einfach den Controller wegzulegen und zuzuhören. Leider gibt es diese aber nicht.

Fazit – Life is Strange 2: Episode 3

Geschichtlich ist Life is Strange 2 Episode 3 für mich das bisherige Lowlight der Staffel. Leider passiert zu wenig relevantes und der Fokus liegt zu stark auf der ganzen Sache mit der Drogenfarm. Ich muss an dieser Stelle dazu sagen, dass diese ganze Thematik für mich so uninteressant ist wie Fußball, also sehr uninteressant. Dementsprechend ist das Desinteresse an diesem Handlungsstrang sehr subjektiv.

Was jedoch zwischenmenschlich in Episode 3 passiert, konnte mich wiederum begeistern und fesseln. Dabei meine ich nicht nur die nachvollziehbaren Streitigkeiten zwischen den Brüdern, sondern auch die Tatsache, dass die beiden nach Monaten der Einsamkeit die Möglichkeit haben, Zeit mit anderen Jugendlichen zu verbringen und neue Freunde zu finden.

Das ist, worauf der Fokus von Life is Strange 2 eher liegen sollte und ich hoffe, dass sich das Ganze in Episode 4 wiederfindet.

Optisch und musikalisch gibt es wieder nichts zu meckern.

Life is Strange 2: Episode 3 ist seit dem 09.05.2019 für PC, PS4 und Xbox One. Getestet wurde die PC-Version

Bildquelle(n): Square Enix