Horizon: Zero Dawn hatte leider das Pech in einem Monat zu erscheinen, in dem mit der Nintendo Switch nicht nur eine neue Konsole, sondern auch ein neues „Zelda“ erschienen ist. Auch die Veröffentlichung von „Persona 5“ kurz darauf, war für Sonys Exklusivtitel leider kein Vorteil. Doch aufgeschoben, ist ja bekanntlich nicht aufgehoben. Deshalb haben auch wir uns nun, mit etwas Verspätung, mit dem Open-World-Actionrollenspiel auseinandergesetzt.

Wann werden keine Briefe mehr zugestellt? In der Postapokalypse

Horizon: Zero Dawn spielt ungefähr eintausend Jahre in der Zukunft. Die Erde wird neben normalen Tieren von Robotertieren bevölkert. Die Menschen leben in relativ primitiven Stämmen und fürchten die metallenen Überbleibsel früherer Zivilisationen.

Ihr schlüpft in die Rolle von Aloy, einer jungen Jägerin, die auf Grund ihrer Mutterlosigkeit als Ausgestoßene aufwuchs. Als sich ihr die Möglichkeit bietet, in einem Wettstreit die Mitgliedschaft im Stamm der Nora zu gewinnen, zögert sie nicht lange. Doch kurz nachdem sie endlich ein Stammesmitglied geworden ist, werden sie und die anderen Teilnehmer des Wettkampfes Opfer eines Angriffs von Kultisten.

Dem Tod nur durch ein Opfer ihres Ziehvaters entgangen, bekommt Aloy den Auftrag, den Kultisten auf den Grund zu gehen. Nicht nur haben diese ein Massaker im Dorf der Nora angerichtet, sondern auch die als Rache geschickte Kriegergruppe mit anscheinend gezähmten Maschinen getötet. Aloy muss also nicht nur herausfinden, was es mit den Kultisten auf sich hat, sondern auch, warum sie die Maschinen kontrollieren können. Daneben hat sie sich selbst das Ziel gesetzt, mehr über ihre Vergangenheit und ihre Familie herauszufinden.

Das klingt nicht nur nach ziemlich viel, sondern ist es auch.

Den Bogen etwas überspannt

Die Geschichte, die Horizon: Zero Dawn erzählt, ist durchaus interessant und schafft es nach und nach auch die verschiedenen Ebenen zu verknüpfen. Jedoch sind meiner Meinung nach persönliche Geschichte und Weltrettung eine Ebene zu viel.

Die sehr persönliche Suche nach Aloys Vergangenheit, in deren Zusammenhang sich auch entschlüsselt, wie es dazu kam, dass die Welt von Maschinen beherrscht wird, hätte vollkommen ausgereicht. Aber anscheinend ist ein Open-World-Spiel nicht groß genug, wenn es nicht auch einen Weltrettungs-Plot hat. Doch Moment, bei „The Witcher 3“ hat es auch ohne funktioniert.

Neben der großen Hauptstory bietet Horizon: Zero Dawn eine Vielzahl an Nebenquests, Sammelaufträgen, Sammelgegenständen und anderen Dingen zum Zeitvertreib. Dabei werden Karte und Radar leider so mit Symbolen zugepflastert, dass ich mir ein ums andere Mal das reduzierte HUD eines „Zelda: Breath of the Wild“ oder zumindest die Möglichkeit, bestimmte Symbole auf dem Radar auszublenden, gewünscht hätte.

Zu dieser Flut an Tätigkeiten gesellt sich ein umfangreiches Craftingsystem. Dieses ermöglicht euch alles von verschiedensten Pfeilen bis hin zu Heiltränken herzustellen. Braucht ihr eine bestimmte Ressource für das Herstellen eines Gegenstandes, könnt ihr einfach eine Aufgabe und damit eine Nebenquest erstellen. Diese zeigt euch, verfolgt ihr sie, an, wo ihr die betreffende Ressource finden könnt.

Bogen, Seilwerfer, Speer…

Das Kampfsystem in Horizon: Zero Dawn basiert hauptsächlich darauf, dass ihr euch anschleicht und Feinde mit dem Bogen ausschaltet. Dabei habt ihr die Möglichkeit, verschiedene Bogenarten, die verschiedene Pfeilarten verschießen können, zu nutzen. Von normalen Pfeilen, über Elementarpfeile bis hin zu Verwirrungspfeilen ist alles dabei.

Daneben habt ihr einen Speer für den Nahkampf, der später die Fähigkeit bekommt, Maschinen zu überschreiben. Dadurch könnt ihr sie als Reittiere benutzen oder für euch kämpfen lassen. Zudem könnt ihr auch Dinge wie einen Seilwerfer nutzen, der Maschinen am Boden festbinden kann und somit schwächt.

Ich liebe Bögen. Seit ich das erste Mal Legolas in „Der Herr der Ringe“ mit seinem Bogen hantieren gesehen habe, liebe ich Bögen. So war ich natürlich ziemlich gespannt auf das Bogenschießen in Horizon: Zero Dawn, hat mir selbiges doch zum Beispiel im „Tomb Raider“ Reboot so viel Spaß gemacht, dass ich keine andere Waffe benutzt habe.

Leider klickt das Bogenschießen in Horizon: Zero Dawn für mich nicht so ganz und ich weiß nicht mal genau warum. Aus einem mir unerfindlichen Grund fühlt es sich irgendwie nicht richtig an. Anders als beispielsweise im bereits erwähnten „Tomb Raider“ oder in „Zelda: Breath of the Wild“. Der Nahkampf mit dem Speer ist wirklich nur für den äußersten Notfall gedacht. Habt ihr es mit mehr als einem Gegner zu tun, zieht ihr im Nahkampf meist den Kürzeren.

Der komplette Kampf im Spiel, hat mich persönlich ziemlich demotiviert. Nicht nur ein Mal hatte ich das Problem, dass ich mich zwar angeschlichen habe, leise Feinde ausgeschaltet habe und trotzdem von unzähligen Gegnern überrannt wurde. Nicht nur das. Die Feinde schienen auch unendlich zu respawnen. Anders kann ich mir zumindest nicht erklären, dass ich teils fünf Minuten an einer Stelle gehockt habe und konstant gleich aussehende Widersachen ausgeschaltet habe.

Atemberaubende Welt

Ich führe hier zwar einige Negativpunkte an, doch ein großes Plus von Horizon: Zero Dawn ist seine Welt. Selten habe ich eine so üppige, facettenreiche und einfach atemberaubend schöne Spielwelt gesehen.

Wo beispielsweise „The Witcher 3“ fast ausschließlich Wälder und Sümpfe, also mittel- bis osteuropäische Landschaften, bietet, finden sich in Horizon: Zero Dawn üppige Wälder, weite Wüstenebenen und schneebedeckte Berge in wunderschöner Union. Manch atemberaubende Aussicht, die ich im Spiel zu Gesicht bekommen habe, würde ich mir gern gerahmt an die Wand hängen.

Fazit – Horizon: Zero Dawn

Viele der von mir angeführten Punkte sind zwar relativ negativ, jedoch eher im Vergleich mit anderen großen Open-World-Titeln. Horizon: Zero Dawn ist definitiv kein schlechtes Spiel, jedoch muss es sich eben leider mit den anderen messen.

Der Maßstab eines Open-World-Rollenspiels ist und bleibt für mich einfach „The Witcher 3“, mit seiner perfekten Balance von motivierendem Kampfsystem, emotionaler, persönlicher Story und Nebenquests, die teils bessere Geschichten erzählen als ganze Vollpreisspiele. Horizon: Zero Dawn erzählt zwar eine gute, doch zu weiten Teilen ziemlich unpersönliche Geschichte. Aloys Suche nach ihrer Herkunft wäre vollkommen ausreichend gewesen, aber nein, es muss noch eine in diesem Fall leider etwas unsinnige, große Handlung geben. Dass Aloy alles unternimmt, um den Stamm, der sie verstoßen, gemieden und mit Steinen beworfen hat, zu verteidigen und zu retten, ist leider wenig nachvollziehbar.

Das Kampfsystem ist leider wie der Rest des Spiels, relativ überladen und schafft es, zumindest für mich, leider nicht so ganz zu klicken. Auch das Übermaß an Nebentätigkeiten ist zwar leider mittlerweile üblich für Open-World-Spiele, zeigt aber zumindest bei mir langsam leichte Ermüdungserscheinungen.

Abschließend lässt sich sagen, dass Horizon: Zero Dawn nicht perfekt ist. Aber welches Videospiel ist das schon. Als jemand, der so ziemlich jedes Open-World-Spiel, das es gibt, einige Stunden gespielt hat, setzt bei mir langsam eine gewisse Müdigkeit ein, was das Ganze angeht.

Denen unter euch, die in letzter Zeit keine großen Open-World-Titel bis zur Ernüchterung gespielt haben, kann Horizon: Zero Dawn jedoch ohne Wenn und Aber wärmstens empfohlen werden.

Bildquelle(n): Sony Interactive Entertainment/Guerilla Games