Nach fast 15 Jahren und etlichen Veröffentlichungen auf diversen Plattformen bekommt Clannad nun auch ein HD-Release auf der Nintendo Switch. Die Visual Novel zu der beliebten Animeadaption haben wir nun genauer unter die Lupe genommen und schauen für euch, ob Clannad auch nach so langer Zeit noch gut funktioniert.
Der harte Alltag eines Oberschülers
Ihr startet euer Spiel an einer Oberschule in einer fiktiven Stadt Japans. An diese geht eure Hauptfigur Tomoya Okazaki. Dieser ist ein fauler Taugenichts und an sehr wenig interessiert, was in seinem Umfeld passiert. Meistens schwänzt er die Schule und hängt bei seinem Freund Yōhei Sunohara rum, welchen er meistens aber auch nur besucht, damit er nicht nachhause muss. Denn dort wartet sein Vater, welcher seitdem er trinkt, gern mal ein Streitpunkt ist. Demnach geht Tomoya erst nachhause, wenn dieser in seinem Suff eingeschlafen ist. In der Schule trifft er auf diverse Mitschüler, welche sich teils Sorgen um Tomoya und seine Gleichgültigkeit machen oder ihn schlichtweg deshalb nicht ausstehen können. Doch durch das Kennenlernen der schüchternen Nagisa Furukawa ändert sich auch Tomoyas Handeln und Denken. Kann aus dem Nichtsnutz doch im letzten Schuljahr noch etwas werden?
Clannad wirkt wie eine relativ typische Dating Sim, mit einem großen Einschlag ins dramatische. Insgesamt spielt sich die Hauptgeschichte innerhalb der Schule und des Wohnheims von Sunohara ab. Gleichzeitig gibt es noch eine parallele Dimension, in die Tomoya des öfteren abdriftet. In dieser ist er ein kaputter Roboter, der nicht sprechen kann und von einem unbekannten Mädchen zusammengesetzt wird. Diese Parallelwelt ist sehr typisch für die Entwickler von Key. In fast jeder ihrer Visual Novel gibt es diese Welten und sie bergen meist einen zusätzlichen Teil der Geschichte. Insgesamt ist die Handlung und die diversen Stränge, die ihr abwickeln könnt von Beginn an fesselnd und die Dialoge wechseln von extrem ernsten Themen zu gut geschriebenen humorvollen Abschnitten. Vor allem ist an Clannad angenehm, dass nicht alle Handlungsstränge zwingend in einer Romanze ändern und viele sogar miteinander verbunden sind.
Die Qual der Wahl
Clannad ist, vom Gameplay her, quasi die vorzeige Visual Novel schlecht hin. So ziemlich jeder Visual Novel Fan kennt und liebt das Spiel. Daher richtet sich dieser Test auch eher an die Leute, die sich noch nicht sicher sind, warum so viel Geld für ein 15 Jahre altes Spiel ausgegeben werden soll. Visual Novel bedeutet vor allem, dass ihr nur passiv am Geschehen teilnehmt und zum Großteil Dialogfenster betrachtet und wegklickt. Zusätzlich gibt es in bestimmten Situationen die Möglichkeit, die Richtung des Dialogs zu bestimmen. Dies passiert über Aussagen oder Taten, die euer Charakter tätigt.
Gerade bei Clannad ist dieser Entscheidungsmechanismus der, der alles ausmacht. Ihr habt unzählige Wege, die ihr beschreiten könnt und Geschichten zu erleben. Alles beruht darauf wie ihr euch entscheidet. Kleine Antworten auf Fragen können einen riesigen Rattenschwanz hinter sich herziehen und genau an dieser Stelle punktet Clannad einfach durch und durch. All die Entscheidungen und Dialoge, die sich ändern, bieten in der Masse so viel Abwechslung, dass sich auch ein zehntes Mal durchspielen absolut lohnt.
Groß, größer, Animeaugen
Wenn ihr Bilder von Clannad seht, wird euch eins direkt auffallen. Die Augen sind selbst für Animeverhältnisse extrem groß geraten. Dies ist nicht weiter schlimm, da das Artwork des Spiels ansonsten super gelungen ist. Zwar sind die Augen Anfangs gewöhnungsbedürftig, da sie allem einen kindlicheren Stil verleihen, aber ihr werdet schnell merken, dass die gesamte Geschichte des Dramas einen ganz anderen Ton anschlägt. Trotzdem bringen eine viele Hintergründe und Charakterdesigns dazu, schnell in die Geschichte einzutauchen und wirken trotz ihres Alters absolut großartig.
Was früher besonders war, jetzt allerdings nicht mehr, ist dass das Spiel komplett synchronisiert ist. Die originale Version von Clannad hat keine Synchronisation und spätere Portierungen wurden durch diese dann bereichert. Demnach sind alle Dialoge komplett synchronisiert. Auch der Soundtrack wurde beibehalten und lediglich digital überarbeitet. Es gibt vier Haupttitel, die sich im Laufe des Spiels wiederholen und einzelne Themes für die fünf weiblichen Hauptcharaktere. Insgesamt kann über den Ton nicht gemeckert werden und er passt zur lebhaften Geschichte.
Clannad – Fazit
Die neue Veröffentlichung von Clannad beweist, dass auch alte Meisterwerke aus einem Genre gut altern können und immer noch an den Bildschirm fesseln. Die Geschichte ist großartig erzählt und durch die vielen Handlungsstränge kommt ebenfalls nie Langeweile auf. Der Animationsstil ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig aber trotzdem sehr schön anzusehen. Jeder Fan der Reihe besitzt es vermutlich schon und jeder, der jetzt interessiert an Visual Novels ist, hat mit Clannad die perfekte Einsteigemöglichkeit gefunden. Clannad ist und bleibt ein absolutes Zugpferd des Genres.
Clannad erschien am 4. Juli 2019 für die Nintendo Switch.
Bildmaterial: ©PROTOTYP