Auch Jahre nach Release des ersten MMORPGs will der Trend um das kollektive Online-Spielen nicht abreißen. Um eine Gruppe Spieler eines eben solchen Spiels geht es in And You Thought There Is Never A Girl Online?. Was passiert, wenn ein Spieler nicht unterscheiden kann, was virtuell und was real ist? Lassen sich online erwachte Gefühle auch im echten Leben replizieren? Was es mit diesen Fragen auf sich hat, erfahrt ihr im Folgenden.

Virtueller Heiratsantrag mit Folgen

Der Teenager Hideki Nishimura ist passionierter MMORPG-Spieler. Das Spiel, in dem er quasi seine komplette Freizeit verbringt, nennt sich Legendary Age, kurz LA. Sein Charakter, der Ritter Rusian, ist dort Mitglied der Gilde Alley Cats. Neben ihm gehören dieser Gilde noch die Klerikerin Ako, der Schwertkämpfer Schwein und der Magier Apricot an.

Nachdem er von Onlinegefährtin Ako schon unzählige virtuelle Heiratsanträge bekommen hat, willigt Hideki eines Tages ein, ohne sich der Folgen bewusst zu sein. Kurz darauf schlägt Gildenanführer Apricot ein Treffen in der echten Welt vor. Hideki, der fest davon überzeugt ist, dass seine Gildenkumpane, inklusive Onlineehefrau Ako, sowieso Männer sind, ist davon eher wenig begeistert. Als sich beim Treffen jedoch herausstellt, dass die anderen Gildenmitglieder nicht nur ausnahmslos Mädchen sind, sondern auch noch alle auf seine Schule gehen, nimmt das Chaos seinen Lauf.

Das große Problem: Ako, die online einfach ihren echten Namen benutzt, kann nicht zwischen der virtuellen und der realen Welt unterscheiden. Nicht nur spricht sie Hideki und die anderen konstanter Weise mit Ihren Onlinenamen an, sondern ist zu allem Überfluss auch noch der Meinung, Hideki wäre ihr echter Ehemann. Kurzerhand wird eine Online-Gaming-AG gegründet und beschlossen, Ako dabei zu helfen den Unterschied zwischen Spiel und echtem Leben zu lernen.

Anfängliche Skepsis und große Erleichterung

In den ersten Minuten der ersten Folge von And You Thought There Is Never A Girl Online? werdet ihr nicht nur verbalem Innuendo, sondern auch Zooms auf die üblichen Stellen der Anime-Mädels begrüßt. Falls ihr meine Reviews zu The Testament of Sister New Devil gelesen habt, könnt ihr euch sicher denken, dass ich zunächst sehr skeptisch war. Sollte ich etwa schon wieder an einen Anime geraten sein, der mich mehr quälen, als unterhalten wird?

Schnell wurde ich jedoch eines Besseren belehrt. And You Thought There Is Never A Girl Online? reizt weniger durch Nacktheit und anderen Schweinkram, als durch sympathische Charaktere und schöne Zeichnungen und Animationen. Auch was die erzählte Geschichte angeht, wurde ich nicht enttäuscht. Die zwar durchaus naive und simple Story um ein Mädchen, das an massivem Realitätsverlust leidet, wird mit viel Charme und Witz erzählt und schaffte es nicht nur ein Mal, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Ein, meiner Meinung nach, netter Kniff liegt in der Präsentation. Die Handlung springt immer wieder zwischen den Erlebnissen der Charaktere in der echten Welt und im Spiel hin und her. Bei Legendary Age handelt es sich um ein isometrisches Spiel in Pixeloptik, in dem Dialoge nur per Chat stattfinden. Da das jedoch optisch eher wenig beeindruckend wäre, wird alles, was ingame passiert wie der Rest des Anime dargestellt, statt in Spieloptik. Nachdem Hideki die wahre Identität seiner Mitspieler herausfindet, sorgt das dafür, dass er sich vermehrt das reale Aussehen seiner neuen Freunde in der Kleidung ihrer Charakter vorstellt. Das produziert stellenweise etwas Fanservice, da Magier Apricot als Oberteil lediglich zwei schmale Stoffstreifen trägt, die am Brustkorb herunterhängen. Drei Mal dürft ihr raten, wo diese Streifen hängen, nachdem klar ist, dass sich hinter Apricot in Wirklichkeit die relativ gut bestückte Schulsprecherin Kyō Goshōin verbirgt.

And You Thought There Is Never A Girl Online? Vol 1 – Fazit

Nach anfänglicher Skepsis bezüglich übermäßigem Fanservice und der Erwartung von Flashbacks an The Testament of Sister New Devil, beglückte mich And You Thought There Is Never A Girl Online? mit dem genauen Gegenteil.

Statt nach außen hin ansprechender Geschichte, die nur als Vehikel für nutzlosen Fanservice dient, bekam ich eine sympathische Comedy-Romance-Story mit charmanten Charakteren. Abgerundet wird das ganze durch saubere Animationen und hübsche Zeichnungen. Durch die Verwendung von Filtern wird auch optisch ein klarer Unterscheid zwischen echter Welt und virtueller Welt gemacht, was beispielsweise Anime wie Sword Art Online meiner Meinung nach fehlt.

Einziger Wermutstropfen ist, meiner Meinung nach, die deutsche Synchronisation. Diese wirkt teils, als würden die Sprecher nur ablesen, ohne die Szenen und die Charaktere je gesehen zu haben. Dadurch klingen Dialoge teils flach und etwas zu gewollt cool und gestellt. Alles in allem erinnert mich die deutsche Vertonung teils an amerikanische Anime-Synchronfassungen, die ja zu Recht eher unbeliebt sind.

Falls ihr also nach einem kurzweiligen Anime sucht, der euch nicht all zu sehr fordert und euch auch ab und an ein Lachen abringen kann, kann ich euch And You Thought There Is Never A Girl Online? nur wärmstens ans Herz legen.

Ich für meinen Teil bin gespannt, wie sich die Geschichte um Hideki, Ako und die anderen noch weiter entwickelt und ob Hideki vielleicht irgendwann anfängt, die Gefühle seiner virtuell Angetrauten zu erwidern.

And You Thought There Is Never A Girl Online? Vol 1 erscheint am 25.01.2019 über nipponart.

Buildquelle(n): nipponart/ Project No.9