Was geht in Videospielen neben Zombies und Krieg immer? Richtig, Mechs. Das dachte sich wahrscheinlich auch Konami, als die Japaner in den Jahren 2001 und 2003 die von Hideo Kojima produzierten „Zone of the Enders“ und „Zone of the Enders: The 2nd Runner“ veröffentlichten. Nach der 2012 erschienenen HD-Collection wurde der zweite Teil der Reihe unter dem Titel Zone of the Enders: The 2nd Runner M∀RS für Sonys Playstation 4 noch einmal veröffentlicht. Ob das Spiel auch heute, 15 Jahre nach dem ursprünglichen Release, noch überzeugen kann, erfahrt ihr im Folgenden.

Vom Minenarbeiter zum Millionär…ähh Runner

Zwei Jahre nach den Ereignissen des ersten Serienteils, schlüpft ihr in Zone of the Enders: The 2nd Runner M∀RS in die Rolle von Dingo Egret. Dieser ist ein ehemaliges Mitglied von BAHRAM, einer Militärorganisation des Mars. Nach seinem Ausstieg fristet er ein Leben als Minenarbeiter auf Callisto, dem zweitgrößten Mond des Jupiters. Dieses ruhige Leben hält jedoch nicht lange an, da Callisto von Dingos ehemaligem Arbeitgeber BAHRAM angegriffen wird.#

Auf der Flucht stolpert unser Held über den verlassenen Orbital Frame „Jehuty.“ Ein Orbital Frame ist eine Art großer, schwer bewaffneter Mechanzug. So ausgestattet wird BAHRAM kurzer Hand der Kampf angesagt. Während dieses Kampfes verschlägt es Dingo in das feindliche Kriegsschiff, wo es schwer verletzt wird. Dem Tode nah ist seine Einzige Rettung eine Frau namens Ken Marinaris, die sich als Spionin des sogenannten „Space Force“ vorstellt. Ja, ihr habt richtig gelesen. Donald Trump war nicht der erste, der sich diesen ziemlich beknackten Namen ausgedacht hat.

Von Ken wiederbelebt und zwangsweise an Jehuty gebunden ist es nun eure Aufgabe, BAHRAM ein für alle Mal das Handwerk zu legen. Dabei trefft ihr unter Anderem auf Jehutys früheren Piloten Leo Stenbuch, den Hauptcharakter aus „Zone of the Enders.“

Wer ist das und warum mach ich das eigentlich?

So logisch und halbwegs nachvollziehbar wie die Geschichte von Zone of the Enders: The 2nd Runner M∀RS hier klingen mag, so unverständlich und kryptisch wird sie leider im Spiel präsentiert. In meinen ersten Spielstunden hatte ich so oft Fragezeichen in den Augen, dass das Ganze wahrscheinlich schon als Riddler-Cosplay hätte durchgehen können. So werdet ihr quasi ins Spiel geworfen, ohne zu wissen, wen ihr da überhaupt spielt, warum ihr gegen BAHRAM kämpft und was BAHRAM überhaupt ist. An keiner Stelle des Spiels wird dies nämlich erklärt.

Zugegebenermaßen, ich habe Teil Eins nicht gespielt, beziehungsweise nur kurz im Zuge der HD Collection, war die dort enthaltene Demo von „Metal Gear Rising Revengeance“ mit damals doch so viel wichtiger und der eigentliche Grund für meinen Kauf. Allerdings sollte auch die Fortsetzung eines Spiels Neueinsteigern die Möglichkeit geben, die Geschichte verfolgen zu können. Sei es durch die Option sich eine Zusammenfassung der Geschichte des Vorgängers über das Hauptmenü anzusehen oder meinetwegen auch einfach eine Zusammenfassung in Textform, irgendeine Möglichkeit zu verstehen, was dort passiert und warum es passiert, wäre mir sehr gelegen gekommen.

Oh, noch ein grauer Gang mit Gegnern, das ist ja…interessant.

So bekämpft ihr also im Mechanzug feindliche Roboter, die teils humanoid, teils arachnoid sind oder teilweise einfach nur leuchtende Kugeln. Dabei steht euch neben einem Blaster für Fernangriffe und einer Klinge für den Nahkampf auch die Möglichkeit, Gegner zu Markieren und in bester „Panzer Dragoon“-Manier einen Massenangriff zu starten, zur Verfügung. Nach und nach schaltet ihr immer mehr Zweitwaffen, wie einen kontinuierlichen Laserstrahl, einen starken Nahkampfangriff oder Lenkraketen durch das Besiegen von Bossen frei.

Diese Feinde und auch Bossen bekämpft ihr in den meisten Fällen in grauen Stahlgängen oder in offenen Arealen aus Stahl. Klingt nicht sonderlich spannend und abwechslungsreich, ist es leider auch nicht. Die seltenen Fälle, in denen ihr euch statt durch graue Stahlbauten auch einmal durch braune Klippen bewegt, stellen hier schon die optischen Highlights dar.

So öde die Umgebungen sind, so hübsch sind die Charaktermodelle. Diese haben nämlich nicht nur neue Texturen spendiert bekommen, sondern kommen auch in schickem 4K daher. Dadurch hat das alte Playstation 2-Spiel ein gehöriges visuellen Upgrade bekommen.

Leider ist auch was das Gameplay angeht der sprichwörtliche Hypetrain an mir vorbeigefahren. Ich habe leider nie eine Playstation 2 besessen und konnte deshalb früher nie „Zone of the Enders“ spielen, habe dafür aber von Freunden immer wieder gehört, wie toll die Spiele doch sind und wie viel Spaß die Mech-Klopperei doch macht. Ich persönlich habe mich beim Spielen von Zone of the Enders: The 2nd Runner M∀RS leider ziemlich gelangweilt. Da die Kämpfe meist mit wenigen Knopfdrucken erledigt sind, kam bei mir leider nie ein wirkliches Spielgefühl auf. Die leider sehr langsame und hakelige Kameraführung machte das nicht besser.

Die Kombination aus fehlendem Spielgefühl und nicht Verstehen der Geschichte führte bei mir leider ziemlich schnell zu Ernüchterung.

Anime, Schmanime

Immer wieder werden die Zwischensequenzen im Spiel von kurzen Animeszenen unterbrochen. An sich keine schlechte Sache, wenn die Animesequenzen etwas hübscher wären. Ja klar, das Spiel hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel und man kann nicht erwarten, dass die Animeszenen aus dem Jahr 2003 aussehen wie ein Anime von 2018. Vielmehr passen die veraltet wirkenden Szenen zum leicht veraltet wirkenden Gameplay.

Doch das, was mich am meisten an den Animeeinwürfen stört, ist etwas, das mir das Ganze Spiel über ein Dorn im Auge war. Die Vertonung. Alle Charaktere klingen, als wären Sie entweder einem Youtube-VLOG entsprungen, oder eben einer amerikanischen Anime-Synchronisation.

Die Option, die originale japanische Tonspur auszuwählen, hätte mich hier doch sehr gefreut.

Fazit - Zone of the Enders: The 2nd Runner M∀RS

Ich hatte mich wirklich darauf gefreut endlich mal einen „Zone of the Enders“-Teil nachzuholen. Leider war dieses Erlebnis für mich persönlich ziemlich ernüchternd. Statt cooler Anime-Mech-Action der Marke „Neon Genesis Evangelion“ mit einer ebenso tiefgründigen Geschichte, wie man Sie von Hideo Kojima erwartet, bekam ich eine unverständliche Geschichte und wenig motivierendes Gameplay vorgesetzt. Hätte Ich das Spiel zum Originalrelease gespielt sähe meine Meinung sicher anders aus.

Als jemand, der von Actonspielen wie „Metal Gear Rising Revengeance“ oder „Nier: Automata“ kommt, war ich leider ziemlich enttäuscht.

Fans der Reihe, oder jene, die zumindest Teil Eins gespielt haben, sollten sich Zone of the Enders: The 2nd Runner M∀RS aber auf jeden Fall einmal anschauen. Allen anderen würde ich empfehlen, sich das Ganze zumindest einmal bei einem Freund, der das Spiel hat, anzuschauen, bevor ihr zuschlagt.

Achso, einen VR-Modus hat das Spiel im Übrigen auch noch. Diesen konnte ich in Ermangelung einer Playstation VR jedoch leider nicht testen.

Bildquelle(n): Konami