Mit Violence Action Vol. 1 hat sich Tokyopop die Lizenz an einem verrückten und brutalen Manga gesichert, der mit seiner Aufmachung schon mal viel verspricht. Wie das Erstwerk von Shin Sawada und Renji Asai bei uns ankommt, erfahrt ihr im folgenden Bericht.
Ihr bestellt, sie tötet
Manchmal ist der Zeitpunkt gekommen, um sich ein Call-Girl zu rufen. Allerdings nicht dafür, woran ihr vielleicht gerade denkt. Denn der Boing-Express Lieferservice bietet keine gewöhnlichen Hostessen an, sondern speziell ausgebildete Auftragskillerinnen. Diese wirken auf den ersten Blick völlig harmlos, sodass vermutlich jeder erst die Falle durchschaut, wenn es zu spät ist. Unsere Protagonistin Kei ist eine von ihnen. Ihre absolute Gewissenhaftigkeit macht sie zur Besten des Boing-Express Lieferservice.
Wird Kei gebucht und instruiert, kann es sehr schnell gehen und die Zielpersonen werden innerhalb von wenigen Stunden abgemurkst. Skrupel kennt sie nicht und so macht sie ihren Job immer perfekt. Doch durch ihre jugendliche Art, wird sie meist durch ablenkende Gespräche kurz aus der Ruhe gebracht und manch ein Opfer versucht so noch zu verhandeln. Jedoch sind Keis Aufträge glasklar. Neben ihrem eher besonderen Nebenjob, lernt sie stets für einen Buchhaltungskurs, da sie diesen gerne mit einer guten Leistung abschließen will und trifft sich ansonsten mit Freunden oder verabredet sich zum Essen. Eben eine ganz normale junge Frau, abgesehen natürlich von den Auftragsmorden.
Fünf Kapitel, Fünf Aufträge
Insgesamt lässt sich die Geschichte von Violence Action schwer zusammenfassen, da jedes Kapitel eher einer Kurzgeschichte entspricht. Meist gibt es ein kleines einführendes Intro und dann wird der Auftrag actionreich in Szene gesetzt. Die Aufträge hängen nicht mit anderen Kapiteln zusammen und lediglich andere Mitarbeiter des Boing-Express Lieferservice kommen öfter mal vor. Hierbei geht auch vieles in die komischen Bereiche über, wo auch viel Humor in Violence Action angebaut wurde. Beispielsweise der Chauffeur der Mädchen, Mr. Perücke, welcher in eben dieser Perücke, die er trägt, Stahlplatten drin hat, oder auch der Mitlehrling von Kei, welcher sie gewissermaßen stalkt und gerne mal in der dritten Person von sich spricht.
Dieses Konzept ist für die Action und den Spaßfaktor des Mangas natürlich großartig, da ihr immer neue Möglichkeiten seht, wie Kei ihren Opfern den Garaus macht. Allerdings hilft es nicht gerade dem roten Faden der Geschichte, falls es überhaupt einen geben soll. Hauptsächlich wissen wir nur, dass Kei unbedingt ihren Buchhaltungskurs abschließen will und dies ist eine der einzigen Informationen über sie. Der Rest, wo sie herkommt, wodurch sie diese mörderischen Fähigkeiten erlangt hat und wie sie an diesen eher ungewöhnlichen Job kam, bleibt völlig aus. Lediglich im letzten Kapitel sieht man zumindest Keis Arbeitsplatz und ihre Chefin, aber weitere Informationen gibt es nicht. Hier hoffe ich, dass es im zweiten Band etwas mehr Fahrt aufnimmt, da das pure Töten gegen Ende von Violence Action Vol. 1 schon langweilig wird.
Töten mit Stil
Besonders hervorzuheben sind die großartigen Zeichnungen von Renji Asai. Alle Bilder sind sauber gezeichnet und gestochen scharf. Es gibt an den richtigen Momenten Details, die aber nicht das Gesamtkonzept des Mangas überlagern und alle Charaktere haben besondere Merkmale, die gut hervorgehoben sind.
Auch die Action-Szenen, von denen es natürlich mehr als genug gibt, sind dynamisch und aufregend gezeichnet und generell findet ihr auch viele Splash-Panels, die an bestimmten Stellen des Manga wirklich besonders ihre Wirkung entfalten.
Zusätzlich gibt es von Tokyopop noch eine ziemlich coole Postkarte zum Manga dazu gelegt, die als Wackelbild Kei zeigt, wie sie gerade jemanden erlegt.
Fazit – Violence Action Vol. 1
Sicherlich macht Violence Action Vol. 1 vieles richtig. Der Manga ist ziemlich cool und dynamisch gezeichnet, bietet viel abwechslungsreiche Action und hat eine Protagonistin zum Verlieben. Allerdings hilft am Ende alles nichts, wenn der Plot kaum angeschnitten wird und viele Fragen offen bleiben. So fangen die Kapitel an, Stück für Stück langatmiger zu werden und eigentlich wäre doch nur etwas mehr Tiefe für die Charaktere schön oder kleine Brocken an Story, damit mehr Klarheit in das Ganze kommt und vielleicht irgendwo eine Möglichkeit besteht, auch wirklich mit den Charakteren mitzufiebern.
Insgesamt ist Violence Action Vol. 1 trotz der Schwächen im Plot ein wunderbar einfacher Manga, der für Action-Fans, die gerne auch mal etwas mehr Blut sehen, auf alle Fälle zu empfehlen ist. Wenn ihr also mal den Kopf abschalten und einfach einem süßen Call-Girl dabei zu sehen wollt, wie sie Massen an Leuten tötet, ist Violence Action Vol. 1 genau das Richtige für euch.
Violence Action erschien am 18. April 2019 im Comic-Verlag Tokyopop
Bildmaterial: ©Renji ASAI, Shin SAWADA