Unter dem Motto "We Do it!" bestätigte Yoshiaki Hirabyashi, Produzent der Neuauflage von "Resident Evil", im Jahre 2015 die Entwicklung des Remakes des PlayStation-Klassikers Resident Evil 2. Seit dem 25.01.2019 können wir endlich den heiligen Gral in den Händen halten. Ob es wohl den hohen Ansprüchen der Fans gerecht wurde?

Träume können in Erfüllung gehen

Es verging kaum ein Tag, an dem ein User nicht gerade die Facebook- und Twitter-Kanäle von Capcom mit dem Wunsch nach einer Neuauflage von Resident Evil 2 bombardiert hat. Das Original aus 1998 genießt absoluten Kultstatus und stellt für viele Fans der Klassiker den Höhepunkt der Serie dar. Nachdem Capcom den sehnlichsten Wunsch ihrer Gemeinde erfüllte, wurde es jedoch still um die Neuauflage. Viele Fans befürchteten den Abstieg des Spiels in die Entwicklungshölle, doch Capcom ließ uns nicht im Stich.

Auf der E3 2018 wurde das Remake zu Resident Evil 2 für PlayStation 4, Xbox One und Steam enthüllt und ließ die Fans viele Freudentränen vergießen. Hirabyashi hat bereits durch seine Arbeit an der Neuauflage von "Resident Evil", kurz REmake, bei vielen ein Stein im Brett und durch seine Rolle als Produzent der Neuauflage von Resident Evil 2 kann doch gar nichts mehr schiefgehen. Oder etwa doch?

Der Teaser deutete eine Befürchtung vieler Fans schon an. Keine Tank Controls mehr und eine "Über die Schulter"-Kamera, wie man sie aus "Resident Evil 4" kennt. Nachdem "Resident Evil 7" mit der First-Person-Perspektive den nächsten Generationenwechsel einleitete, greift RE2 auf die Vorgänger zurück. War dies der Anfang vom Ende? Ihr könnt aufatmen. Capcom hat dieses Mal tief in die Trickkiste gegriffen und dem Spiel nicht nur einen neuen Anstrich verpasst.

Apocalypse now

Resident Evil 2 richtet sich sowohl an langjährige Fans, als auch an Neueinsteiger in die legendäre Survival-Horror Reihe. Wir sind Claire Redfield oder Leon S. Kennedy. Leon möchte seinen ersten Tag als Polizist in Raccoon City antreten, während Claire nach ihrem Bruder Chris Redfield sucht. Dieser scheint nach den Ereignissen aus dem ersten Teil spurlos verschwunden. So sind beide auf dem Weg in ihr Unglück und gleich werden Kenner die ersten Unterschiedene zum Original feststellen.

Nach der Einstiegssequenz, wo sich der Zombieausbruch andeutet, machen wir Halt an der Tankstelle aus der Introsequenz des Originals. Dort bekommen wir Zeit, uns an die neue alte Perspektive zu gewöhnen und machen Bekanntschaft mit den ersten Zombies, doch auch Clarie/Leon treffen wir unterwegs. Zusammen macht man sich auf den Weg nach Raccoon City und hofft auf weitere Antworten in der Polizeistation. Wie erwartet, wird man in der Stadt durch eine Explosion voneinander getrennt und macht sich nun allein auf den Weg ins R.P.D, ohne am Kendo Gun Shop vorbeizukommen. Doch dazu später mehr.

Wie auch im Herrenhaus in den Arclay Mountains oder dem Anwesern der Bakers gilt es verschiedene Rätsel zu lösen und durch Horden von Untoten zu kämpfen. Doch Obacht! Die Munition ist begrenzt und reicht nicht, um sie alle ruhig zu stellen. Auch das Inventar bietet nicht so viel Stauraum, wie man es von einigen Vorgängern gewohnt ist. Viele Schritte wollen wohl überlegt sein, denn an der nächsten Ecke kann der sofortige Herzinfarkt lauern. Besonders, wenn der Tyrant, Mr. X genannt, euch auf den Fersen ist.

Das Beste aus zwei Welten

Auf der Suche nach der Frage, was den Terror genau verursacht hat, ist viel Geschick gefragt. Schnell verliert sich der Neuling auf der Polizeistation und wenn man glaubt, sich zurecht zu finden, tauchen neue Monster auf, die euch schnell in die Flucht schlagen können. Es wird deutlich: Das Remake lehrt euch trotz der geänderten Perspektive das Fürchten. Resident Evil 2 vereint in unseren Augen das Beste aus Teil 4 und 7, ohne sich darin zu verlieren. Der Charme des Originals begleitet das Remake zu jeder Zeit.

Der Clou daran ist, dass ausnahmslos alles der heutigen Zeit angepasst wurde. Die Charaktermodelle wirken frisch und modern, die Dialoge, auch in deutscher Sprache, sind nicht mehr geprägt von Stimmen und Lines, die euch die Augen verdrehen lassen, und die teilweise neuen Rätsel sind etwas einsteigerfreundlicher, aber auch nicht zu trivial, dass sie euch den Spaß nehmen. Die Perspektive aus dem Abenteuer in Spanien und die RE Engine mit dem Spielfluss ohne Ladezeit machen mehr Lust denn je. Es gibt fortan auch ein Autosave-Feature und es werden keine Farbbänder zum Speichern benötigt? Zu einfach? Dann versucht euch am höchsten Schwierigkeitsgrad!

Um auch Veteranen ein schönes neues Spielerlebnis zu bieten, wurden einige Ereignisse geändert. Beispielsweise sind Personen wie Brian Irons und Marvin Branagh deutlich präsenter und die kleinen Abschnitte, die man mit Ada Wong und Sherry Birkin bestreiten darf, haben sich verändert. Auch der Kendo Gun Shop hält eine Überraschung für euch bereit. Alles wird hier aber nicht verraten, doch bleibt die Neuauflage dem Original treu und behält die Kern- und Angelpunkte bei. Innerhalb der etwa sechs bis acht Stunden besucht ihr neben dem R.P.D. die bekannten Gebiete. Wie bitte? So wenig Spielzeit?

Fast perfekt

Wie man es von einem "Resident Evil" kennt, zieht sich die Kampagne nicht so sehr in die Länge. Um es genau auf den Punkt zu bringen: Alle Kampagnen sind darauf ausgelegt, dass man sie in dreieinhalb Stunden abschließen kann. Habt ihr das erste Szenario abgeschlossen, warten natürlich noch alternative Kampagnen, B-Szenarien genannt, auf euch. Der Wiederspielwert ist mit mindestens vier Durchläufen also gegeben. Falls euch das nicht reicht, könnt ihr später auch noch auf H.U.N.K. oder Tofu zurückgreifen. Die beiden geheimen Charaktere haben natürlich auch ihren Weg ins Remake gefunden.

Der Look, nach Wahl in 4K mit 30fps, strotzt vor vollen schönen Details und kommt besonders dann zur Geltung, wenn eure Feinde in Flammen stehen oder die armen Opfer der Monster auseinandergerissen werden. Manchmal gerät das Spiel aber ins Stocken, falls noch nicht alle Areale durchgeladen sind. Dies kommt aber relativ selten vor und bedarf keiner weiteren Kritik. Wie alles andere hat sich auch der Soundtrack verändert, hat zwar noch einige Einflüsse aus den Tracks aus dem Original - ist aber definitiv nicht mehr so präsent. Fans von schönen Musikstücken werden erst zum Ende hin entschädigt, haben aber die Wahl mittels DLC für kleines Geld die Songs aus dem Original zu verwenden. Ein sehr schönes Detail.

Gute dreißig Stunden haben wir schon mit dem Titel verbracht und haben bislang noch nicht alle Geheimnisse gelüftet. Das Rangsystem, sowie viele Herausforderungen, die Gallerieeinträge und mehr freischalten, lassen keine Langeweile aufkommen und ein neuer Story-DLC namens "The Ghost Survivors" ist nicht mehr weit.

Resident Evil 2 - Fazit

Die Erwartungen an das Remake von Resident Evil 2 waren riesig, doch Capcom hat diese in unseren Augen übertroffen. Das Survival-Horror Abenteuer in Raccoon City wurde von Grund auf erneuert und der heutigen Zeit in jederlei Hinsicht angepasst. Capcom zeigt erneut, wie eine Neuauflage auszusehen hat und bringt zum Jahresanfang einen Anwärter für das Spiel des Jahres 2019 ins Rennen. Horrorfans müssen zugreifen, während alle anderen Erwachsenen mit Nerven aus Drahtseilen mal reinschauen sollten.

Das Resident Evil 2 Remake wurde auf der Xbox One S für euch getestet.

Quelle: Capcom