9 Jahre hat es gedauert bis die Rage-Reihe doch noch einen Ableger bekommt. Damals kam das Spiel bei einigen nicht gut an und bekam harsche Kritik. Doch so schlecht war Rage nicht und hatte doch eine sehr starke Fanbase. Diese kann sich nun darüber freuen, dass dieses Franchise endlich wiederbelebt wurde und wir schauen für euch, wie der neue Titel, Rage 2, sich so schlägt.
Flach, flacher, die Story
Der typische Ego-Shooter ist generell ja schon von vornherein meist eher arm, was die Geschichte so angeht. Rage 2 setzt dem Ganzen aber nochmal die Krone auf. Der Planet auf dem ihr lebt, wurde von einem Asteroiden getroffen und hat den Großteil des Lebens ausgelöscht. Lediglich ein kleiner Teil der Menschheit überlebte und versucht nun, diese Welt wieder aufzubauen. In diesem Ödland spielt ihr Walker, eine Person, deren Geschlecht ihr auswählen könnt und genau so trist und langweilig aussieht und wirkt, wie der Rest der Geschichte. Während eure Eltern früh starben, wurdet ihr von der Anführerin der sogenannten Ranger adoptiert. Sie zog euch auf und gab alles dafür, euch zu einem guten Ranger auszubilden. Dies ist ihr auch gelungen, allerdings wird sie dies niemals mitbekommen, da eure Pflegemutter bei einem Angriff der Authority zusammen mit allen Rangern stirbt. Demnach seid ihr der letzte lebende Ranger und müsst nun das Ödland retten.
Wie schon erwähnt, hat diese Geschichte kaum eine Möglichkeit überhaupt eine tiefere Ebene zu erhalten. Will sie aber auch sichtlich nicht. Rage 2 lebt davon, in seinen ca. 10 Spielstunden, Action mit quirligen Charakteren zu schaffen, die gerne mal witzige Sprüche ablassen und das war es dann auch schon. Der Rest ist flacher als eine Pizza, nur nicht so schmackhaft. Wirklich schlimm ist dies zwar nicht, aber es wäre doch angenehmer gewesen, wenigsten ein bisschen Spannung reinzubringen. Nicht mal beliebte Charaktere aus dem ersten Rage-Teil schaffen es, dieses Ruder noch rumzureißen.
Ballern bis der Arzt kommt
Die großen Stärken von Rage 2 liegen hingegen definitiv im flüssigen Gameplay. Zwar wirkt das Niederballern von Gegnerhorden anfangs sehr stumpf, macht jedoch im Laufe der Zeit immer mehr Laune. Vor allem durch die Fähigkeiten, die euch im Kampf unterstützen. In eurem Blut befinden sich nämlich Nanotechnologien, die euch besondere Kräfte einsetzen lassen, wie zum Beispiel eine Schockwelle aus eurer Hand oder Doppelsprünge mit anschließendem Schweben, um die Gegner auch in der Luft auszuschalten. Diese Fähigkeiten bekommt ihr aus sogenannten Arcs, die kreuz und quer im Ödland verteilt sind. Dadurch braucht das Spiel anfangs ein bis zwei Stunden, bis es in Fahrt kommt, aber ihr werdet nach sehr kurzer Zeit schon einen großen Teil der Fähigkeiten freigespielt haben und damit auch viel mehr Optionen genießen können. Außerdem bieten die Arcs auch besondere, hochtechnologisierte Waffen. Diese haben meist besondere Fähigkeiten, wie zum Beispiel eine Schrotflinte, die mit ihren Patronen gebündelt auch auf einer langen Strecke trifft.
Diese Möglichkeiten helfen Rage 2 dabei, dass das Spiel nicht in völliger Monotonie untergeht. Denn außerhalb des spannenden Fähigkeitssystems und cooler Waffen gibt es kaum etwas, außer dem Töten von Gegnern. Diese können Mutanten sein, oder ganz einfache Goons. Hauptsächlich findet ihr diese in Unterschlüpfen und Höhlen, wo ihr ihnen den Gar ausmachen müsst. Diese Abschnitte sind meistens sehr spaßig und lassen einen die Probleme die Rage 2 hat, etwas vergessen. Zusätzlich könnt ihr auch Missionen annehmen und Kopfgelder sammeln. Dies ist ungefähr genau so spannend, wie ihr es euch vermutlich jetzt vorstellt.
Leider ist neben dem Ausrotten von Gegnern kaum etwas anderes zu tun in Rage 2. Die Open World ist leider völlig fehl am Platz und absolut leer. Hier wäre wirklich jede andere Lösung besser gewesen. Selbst die Straßenrennen können hierbei keine Abhilfe schaffen. Diese machen zwar kurzzeitig Spaß, dieser hört aber auch schnell auf.
Öde aber schön
Wenn schon die große Welt auf spielerischer Ebene nicht so zu gefallen weiß und auch die Story nicht so prall ist wie erhofft, gibt es ja immer noch die Grafik. Diese ist nämlich vortrefflich und alles sieht super aus. Zwar werdet ihr unterwegs im Ödland nicht allzu viele verschiedene Texturen sehen, aber die Städte und Außenposten sind sehr gelungen. Wellblechhüte, die sehr individuell aussehen und mit Neonleuchtenoptik verfeinert sind. Hier kommt ein schönes postapokayptisches Feeling auf. Gegner und NPC Modelle sehen auch sehr gut und vielfältig aus, hier wurde wenigstens etwas mehr Liebe ins Detail gesteckt.
Der Soundtrack hingegen, ist zwar nicht schlecht, bleibt aber auch nicht wirklich hängen. Zum Spiel selber passt er allerdings und es gibt hierbei nichts zu bemängeln. Weder nichts überwältigendes noch ein totaler Reinfall.
Fazit – Rage 2
Im Endeffekt kann man vieles bei Rage 2 bemängeln. Kaum Abwechslung, wenig Story und eine viel zu große, leere Welt. Trotzdem schafft Rage 2 es, einen zu fesseln und auf seine einfache und stumpfe Art Spaß zu machen. Das Gameplay und die Grafik schaffen es einfach, über all die Mängel hinweg zu sehen und wenn wir einmal ehrlich sind, ein Ego-Shooter braucht nur eins und das ist gutes Gameplay. Wenn Freude aufkommt, beim Niederstrecken der Gegner, kann über andere Probleme auch mal hinweggesehen werden und genau das schafft Rage 2 absolut. Fans vom ersten Rage sollten auf alle Fälle zugreifen, aber auch Fans von Ego-Shootern, die einfach mal den Kopf abschalten und bequem die Beine baumeln lassen wollen, werden voll auf ihre Kosten kommen. Wer allerdings Langzeitspielspaß und fesselnde Story gerne hat, sollte Rage 2 niemals auch nur in Betracht ziehen.
Rage 2 ist am 12.05.2019 für PC, PlayStation 4 und XBox One erschienen. Getestet wurde es auf dem PC.
Bildmaterial: ©Bethesda Software