Wer mich kennt, der weiß, dass es zwei Medienfranchises gibt, die ich abgöttisch liebe. Da wären zum einen die „Power Rangers“ und zum anderen die „Ryu ga Gotoku“- aka „Yakuza“-Reihe. Keine andere Videospielserie hat es bisher geschafft, mich emotional so zu berühren, dass ich teilweise minutenlang schluchzend auf der Couch gesessen und mir die Seele aus dem Leib geheult habe. In der letzten Woche wurde mit Judge Eyes bzw. Project Judge nun ein Spin-Off angekündigt, das uns statt in die Haut eines Gangsters, in die eines Ermittlers schlüpfen lässt. Da es anhand des Trailers und der bereits spielbaren Demo schon möglich ist, sich erste umfangreiche Eindrücke zum Spiel zu machen und Spekulationen anzustellen, habe ich mich einmal hingesetzt, recherchiert und für euch diese Preview verfasst. Viel Spaß also, mit den folgenden ersten Eindrücken zu Project Judge.
Vom Drachen zum Schnüffler
Statt in die Rolle des Drachen von Dojima, Kazuma Kiryu, zu schlüpfen, erlebt ihr in Project Judgedie Geschichte von Takayuki Yagami. Ersten Informationen zufolge war dieser einmal ein erfolgreicher Anwalt, der jedoch durch den Verrat eines ehemaligen Klienten in Ungnade gefallen ist. Mittlerweile verdingt Yagami sich als Privatermittler, der durch den mysteriösen Fall um einen Serienmord auf den Plan gerufen wird. Dargestellt wird Yagami vom japanischen Schauspieler Takuya Kimura. Dieser könnte einigen unter euch eventuell als Hauptdarsteller der Live Action-Verfilmung des Anime „Blade of the Immortal“ von Takeshi Miike oder als japanischer Synchronsprecher der Figur Hauro aus Studio Ghiblis „Das wandelnde Schloss“ bekannt sein.
Beschrieben wird Project Judge als „Kriminal-Thriller zu Gericht“, was schon einen großen Unterschied zur etablierten Geschichte des Ex-Yakuza, der wider Willen immer wieder in sein altes Leben zurückgerissen wird, darstellt. Dabei kommen neben der aus der „Yakuza“-Reihe bekannten Kampfaction, auch neue Mechaniken wie Beschattungen zum Einsatz. Auch Verfolgungsjagden zu Fuß, die einen festen Bestandteil früherer Iterationen den „Yakuza“-Reihe darstellten, feiern ein Comeback.
Home sweet home
Das wichtigste Comeback in Project Judge ist jedoch zweifelsohne das, eines der wichtigsten Charaktere der „Yakuza“-Reihe, Kamurocho. Ja, ich weiß, Kamurocho ist keine Figur, sondern ein Ort, bzw. Stadtteil. Aber auch ein Ort kann sich mit der Zeit durch seine Eigenheiten zu einem Charakter entwickeln und über mittlerweile sieben „Yakuza“-Spiele hat Kamurocho das definitiv geschafft.
Das hier dargestellte Kamurocho wird die modernste Version des, an das reale Kabukicho angelehnten, Bezirks sein, da Project Judge laut Datumsangabe am Anfang der spielbaren Demoversion im Jahr 2018 spielt. Der bisher letzte „Yakuza“-Teil, „Yakuza 6“, spielte im Jahr 2016. Zumindest optisch scheint sich in diesen zwei Jahren jedoch nicht viel verändert zu haben, wie ihr im folgenden Vergleichsbild, unabhängig der verschiedenen Tageszeit, sehen könnt.
Was sofort ins Auge springt, ist die drastisch andere Stimmung. Wo Kamurocho in „Yakuza 6“ noch etwas unrealistisch beleuchtet und noch sehr wie ein Videospiel wirkt, wirkt es in Project Judge viel plastischer und dadurch realistischer. Eher wie eine Krimiserei im Fernsehen, als ein Videospiel. Vielleicht lässt diese andere optische Stimmung auch auf die andere Stimmung der Geschichte schließen. Die „Yakuza“-Reihe erzählt zwar auch dramatische Geschichten, jedoch mehr auf Grund der emotionalen Bindung zu den Charakteren und denen der Figuren zueinander. Man könnte an dieser Stelle spekulieren, dass Yagamis Ermittlungen im Fall des Serienmords sicher nicht ohne Relation zu seiner Vergangenheit bleiben und das eine oder andere Geheimnis lüften wird.
Was auch noch Grund zu Spekulationen liefert, ist das Auftauchen des Charakters Kyohei Hamura. Dieser ist Patriarch der Matsugane-Familie, einem Seitenarm des Tojo-Clans. Fans der „Yakuza-Reihe“ horchen auf. Wenn der Tojo-Clan eine Rolle in Project Judge spielt. Könnten dann vielleicht auch bekannte Charaktere wie Goro Majima, Daigo Dojima oder vielleicht sogar der Drache von Dojima himself, Kazuma Kiryu, einen Auftritt haben? Hier heißt es Daumen drücken und abwarten, bis wir mehr Informationen haben.
Neuer Kampfstil und Ermittlungsarbeit
Doch verabschieden wir uns erstmal von Spekulationen zur Story oder möglichen auftretenden Charakteren und werfen einen Blick auf das Gameplay. Dieses konnte ich mir dank der spielbaren Demoversion schon einmal genauer ansehen.
Die Demoversion gibt euch ca. eine halbe Stunde lang die Möglichkeit in die Haut von Takayuki Yagami zu schlüpfen und schon einmal ein Gefühl dafür zu bekommen, wie der so drauf ist. Worum es in der Demo storymäßig genau geht, kann ich leider nicht beurteilen, da diese komplett auf Japanisch ist und ich von diesem zwar ein paar Wörter verstehe, es jedoch nicht lesen kann.
Die Demo lässt euch nicht nur etwas in einem relativ kleinen, abgesteckten Bereich von Kamurocho herumlaufen, sondern gibt auch einen Einblick in neue und alte Gameplayelemente. Es ist schon ein ziemlich komisches Gefühl, in Kamurocho herumzulaufen, ohne alle paar Meter von irgendwelchen Möchtegerngangstern angegriffen zu werden. Doch keine Angst, Kämpfe scheinen auch in Project Judge nicht zu kurz zu kommen. Hier wird deutlich, wie unterschiedlich Yagami und Kiryu schon in Punkto Kampfstil sind.
Wo Kiryus Stil eine Mischung aus Boxen, Karate und Samurai Jujutsu darstellt, erinnert der von Yagami mit seinem starken Fokus auf Tritte eher an den von Kiryus Freund, dem Geldverleiher Shun Akiyama. Seine fließenden Bewegungen erinnern an Taiji Quan, eine offensive Form des Tai Chi, das einige von euch eventuell als Kampfstil von Leifang aus der „Dead or Alive“-Reihe kennen. Abseits vom reinen Stil ist Yagami im Kampf weit agiler als Kiryu und hat zwei verschiedene Heat Action-Modi. Einen mit blauer und einen mit roter Aura.
Den Kampf einmal beiseite soll der Fokus von Project Judge auf der Ermittlungsarbeit liegen. Dabei kommen die Ermittlerfähigkeiten von Yagami zum Einsatz. So gibt es in der Demo eine Stelle, an der euch ein Fahndungsfoto, gefolgt von einem Straßenabschnitt mit mehreren Leuten, die alle zu dem Bild passen könnten, präsentiert wird. Hier müsst ihr nun die möglichen Verdächtigen scannen und es wird automatisch abgeglichen, ob die Person mit dem Bild übereinstimmt. Habt ihr den richtigen gefunden, beginnt die Beschattung.
Hierbei müsst ihr unauffällig dem Verdächtigen folgen. Dazu könnt ihr hinter Schildern, Autos oder Menschengruppen in Deckung gehen um nicht gesehen zu werden. Anschließend gibt es eine von Quick-Time-Events gesäumte Verfolgungsjagd und einen Kampf mit dem Verdächtigen.
Mehr Zeit für Spekulationen und Theorien
An dieser Stelle endet die Demo und das Maß an Informationen, die sich auf Grundlage der Anspielsession und des bisher veröffentlichten Videomaterials sammeln lassen. Alles, was uns jetzt noch bleibt sind Spekulationen und Theorien, bis wir spätestens zum Release von Project Judge endlich konkrete Informationen haben.
Dieses wird in Japan noch im Dezember diesen Jahres unter dem Titel „Judge Eyes: Shinigami no Yuigon, was so viel heißt, wie Will of the Shinigami, also Wille des Todesgottes/Todeengels, erscheinen. Ein konkretes Releasedatum für den Westen gibt es noch nicht, abseits der Information, dass es noch 2019 so weit sein wird. Damit wird es mit „Fist oft he North Star: Lost Paradise“ das Spiel der „Yakuza“-Macher mit dem kürzesten Releaseunterschied zwischen Asien und dem Westen sein.
Freut euch schonmal auf meine Review zum Spiel, die kommen wird, sobald ich die Finger an eine westliche Version von Project Judge bekommen kann.
Bildquelle(n): © K.K. Sega