Die Jahreszeiten werden kühler und dazu passend serviert uns EA Canada einen neuen frostigen Teil der NHL-Reihe. Also haben wir für euch den Hockeyschläger in die Hand genommen und NHL 20 getestet.
Auf die Kufe, fertig, los
Wie eigentlich jedes Jahr muss im Detail begutachtet werden, was sich eigentlich an den ganzen EA-Simulationen so großartig verändert haben soll. Auch NHL 20 wirkt anfangs absolut unverändert zum Vorgänger und erst nach ein paar Runden fielen uns doch einige positive Neuerungen ins Auge. Eine der größten Freuden war für uns, dass das Stoppen der Skateanimationen endlich ein Ende hat. Während in NHL 19 noch bei jeder Annahme der Spielfluss gestoppt wurde, könnt ihr nun Pässe annehmen oder Schüsse ausführen, ohne dass euer Spieler direkt stoppt. Außerdem gibt es ein Comeback für Fans der alten Schule. Denn One-Timer sind zurück. Das sind Schüsse bei denen Flügelspieler den Puck an einen zentralen Teamkameraden spielen, welcher quasi sofort draufhält. Das bietet Variationen im Spielaufbau und vor allem im Angriff.
Apropos Angriff: Mit der neuen „Real Player Motion Technology“ stehen jetzt auch Signaturschüsse für euch bereit. Dadurch gibt es bis zu 45 individuelle Schüsse, die spielerabhängig jeweils anders aussehen. So wirkt das gesamte Geschehen auf dem Eis noch realistischer und Fans werden sicher den ein oder anderen Schuss ihres NHL-Stars wiedererkennen. Doch eine Sache gab es noch, die die Community von NHL ewig bemängelte: die Torwart-KI. Die ist zwar bei weitem immer noch nicht perfekt, aber hat insgesamt schon ein starkes Upgrade bekommen. Euer Torhüter kommt schon einmal aus seinem kleinen Kasten heraus und agiert besser in unterschiedlichen Situationen. Wie gesagt: nicht perfekt, aber ein Anfang.
Modi über Modi
NHL 20 erscheint mit so vielen Spielmodi, dass es einen eigenen Screen braucht, wo alle aufgezeigt werden. Eure drei liebsten könnt ihr euch zwar an die Hauptseite des Spiels pinnen, eine Stick-Bewegung nach unten reicht aber vollkommen aus, um auch alle anderen zu sehen. Hierbei sei vorweg gesagt, dass es nicht wirklich eine Veränderung gibt. Die meisten Modi sind 1-zu-1 aus NHL 19 übernommen. Wirklich viel gibt es daher für euch nicht neu zu entdecken. Gerade weil Spiele wie FIFA und Madden schon so lange einen Storymodus haben, ist es schade, dass sich dies bei NHL noch nicht getraut wurde.
Aber ein paar neue Dinge gibt es trotzdem. Im "Ultimate Team"-Modus, welcher sich natürlich immer noch um das Kaufen von Lootboxen mit Spielerkarten dreht, gibt es jetzt die Möglichkeit, Offline-Herausforderungen zu meistern. In diesen tretet ihr täglich gegen neue Gegner an und es gibt wöchentlich vorgestellte Teams. Die sind interessanterweise nicht nur aus NHL-Stars, sondern auch aus Influencern, Musikern und Vertretern anderer Sportarten zusammengesetzt. Zusätzlich gab es noch ein kleines Kader-Update für "Ultimate Team", wodurch ihr nun insgesamt über 400 Spielerkarten ergattern könnt.
Doch es gibt noch eine Kleinigkeit, die ihr vielleicht nicht in einem Eishockeyspiel erwartet hättet, nämlich einen "Battle Royale"-Modus. Aber keine Angst, ihr werdet weder mit einem Fallschirm auf einer Insel landen, noch ein paar Wände bauen. Der neue Modus, der den galanten Titel „Eliminator“ trägt, ist ein Wettkampf, indem 81 Spieler antreten. Hierbei spielt ihr entweder allein oder in einem Team aus drei Personen gegen andere Spieler. Erringt ihr einen Sieg, geht es weiter in Richtung Trophäe, verliert ihr, seid ihr eliminiert - relativ simpel, aber doch sehr spaßig und mit zwei Freunden auf alle Fälle eine schöne Erweiterung der NHL-Erfahrung.
Willkommen bei NHL 19!
Zwar wurde die Aufmachung des Spiels leicht verändert, aber im Großen und Ganzen ist NHL 20 grafisch eine absolute Enttäuschung. Dass die Ergebnisanzeige jetzt eher einer Newsleiste ähnelt, welche am unteren Bildschirmrand ihre neue Position findet und einige Informationen zum Match gibt, ist zwar nett, haut uns aber nicht von den Socken. Viel schlimmer ist, dass sich bei der Spielgrafik absolut nichts getan hat. Mittlerweile sind die Kollegen FIFA und Madden auf und davon, während ihr bei NHL 20 immer noch genau hinschauen müsst, welchen Spieler das Spiel denn gerade darstellen will. Da helfen auch die knapp 2000 neuen Ausrüstungsgegenstände, die für modische Zwecke eingeführt wurden, nicht weiter.
Im Gegensatz zur Grafik gab es allerdings einen Rundumschlag bei den Kommentatoren. Denn als neuen Play-by-Play-Kommentator könnt ihr nun James Cybulski begrüßen. An dessen Seite nimmt Ray Ferraro Platz und beide sind ein hervorragendes Duo. Was aber auch zu erwarten war, denn im Gegensatz zum Vorgänger wurden für NHL 20 satte 300 Stunden an Kommentaren aufgenommen.
NHL 20 – Fazit
Insgesamt ist NHL 20 ein Spiel, das zwar im Detail einiges richtig macht, aber doch einfach zu wenig Neuerungen mit sich bringt. Der "Battle Royale"-Modus ist zwar ganz witzig, verliert nach einer Zeit aber auch seinen Reiz. Grafisch wurde auch kein Schritt nach vorne gegangen und das Fehlen einer Story ist einfach nur ärgerlich - vor allem, wenn es die anderen EA-Sportsimulationen so gut vormachen. Dass am Puckannahmesystem gearbeitet wurde und die Torwart-KI nun besser ist, ist allerdings trotzdem ein großer Pluspunkt. Generell sei gesagt, dass EA Canada auf seine Community gehört hat und ein rundes Erlebnis beschert. Hardcore-Fans werden nicht enttäuscht sein, aber wenn ihr den Vorgänger NHL 19 besitzt und den nur sporadisch spielt, könnt ihr auch getrost dabei bleiben, ohne bei NHL 20 groß was zu verpassen.
NHL 20 erschien am 13. September 2019 für PlayStation 4 und Xbox One. Getestet wurde es auf der PlayStation 4 Pro.
Bildmaterial: © EA Sports