Im letzten Jahr erschien mit Rise & Fall die erste große Erweiterung für Civilization 6. Nun, knapp ein Jahr später, beglücken uns 2K Games und Firaxis mit Civilization 6: Gathering Storm mit der zweiten großen Erweiterung für den Rundenstrategie-Riesen. Was euch hinter diesem ominösen Namen erwartet, erfahrt ihr im Folgenden.
Kyoto Now!
Nicht nur eine Jugendbewegung in den USA und ein Song der Band Bad Religion befassen sich mit dem Kyoto Protokoll und dem Klimawandel. Jetzt sind die durch den Menschen verursachten Veränderungen unserer Welt und deren Folgen auch in Civilization angekommen. Das Hauptaugenmerk von Civilization 6: Gathering Storm liegt ganz klar auf den neuen Klimawandel-Features.
Fossile Brennstoffe wie Kohle sind nun keine unendlichen Ressourcen mehr, sondern können verbraucht werden. Bestimmte Industriegebäude zehren jetzt an euren Reserven. Verlasst ihr euch im Laufe der Geschichte eurer Zivilisation zu sehr auf die Nutzung fossiler Brennstoffe und vernachlässigt die neuen Möglichkeiten der Nutzung erneuerbarer Energien, hat dies ernsthafte Folgen. Namentlich erhöht ihr dadurch die Häufigkeit des Auftretens von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen und Vulkanausbrüchen.
Diese haben jedoch nicht nur zur Folge, dass eventuell eure Städte verwüstet werden. Betroffene Gebiete blühen im Nachhinein geradezu auf und glänzen durch erhöhte Fruchtbarkeit. Dies beschleunigt den Wiederaufbau nach solchen Katastrophen.
Verhindern, bzw. Einschränken, könnt ihr dies, indem ihr euch mehr auf Erdwärmekraftwerke, Wasserkraftwerke oder ähnliches konzentriert, um Energie zu gewinnen.
Abseits dieser Katastrophen habt ihr mit dem, gerade im späteren Spielverlauf, steigenden Meeresspiegel zu kämpfen. Besiedelt ihr ein Küstenfeld, seht ihr bereits zu Spielbeginn, welche der Küstenfelder irgendwann dem Meer zum Opfer fallen werden.
All diese Neuheiten bringen nicht nur mehr Realismus ins Spiel, sondern auch ganz neue taktische Überlegungen. Zudem fordern sie, dass man als Spieler seine Taten noch mehr überdenkt. Ist es wirklich so klug, in der Nähe des Vulkans zu siedeln? Jedoch sind die Rohstoffe in seiner Nähe so nützlich.
Gebt mir mehr Features
Zusätzlich zu den neuen Klima-Features, welche im Mittelpunkt von Civilization 6: Gathering Storm stehen, gibt es noch weitere Neuerungen.
So wurde ein weiterer Schritt in Richtung Realismus gemacht, indem die Benennung von Flüssen, Gebirgen, etc. angepasst wurde. Wurden früher dafür noch zufällige Namen vergeben, passen diese nun zum jeweiligen Land, welches sie entdeckt. Als England wird ein entdeckter Fluss so beispielsweise als Themse benannt, welcher an gleicher Stelle von Frankreich als Seine entdeckt werden würde.
Die Diplomatie wurde auch bearbeitet, sodass der beliebte Weltkongress seine Wiederkehr feiert. Um nun den Diplomatiesieg zu erringen, müsst ihr bei Wahlen im Weltkongress Stimmen gewinnen. Dies tut ihr, indem ihr Gefallen sammelt. Diese neue Währung baut sich nicht wie Gold und Glauben von Runde zu Runde auf, sondern wird gewonnen, indem ihr mit anderen Nationen auf positive Weise interagiert. Formt ihr also Allianzen oder helft Staaten in Not, erlangt ihr Gefallen. Ihr könnt diese allerdings auch einfach durch Handel erstehen.
Im Kongress könnt ihr die Gefallen ausgeben, um Abstimmungen zu beeinflussen.
Ich persönlich bin jemand, der Civilization nicht gern kriegerisch spielt, auch wenn es durch die KI meist zwangläufig irgendwann darauf hinausläuft. Deshalb begrüße ich es sehr, dass auch für friedliebendere Spieler wie mich noch mehr Siegoptionen geschaffen wurden.
Ein immer wieder gern gesehener Zusatz in Add-ons für Civilization sind neue Nationen und deren Anführer.
Ganze neun neue Anführer und acht Nationen haben es in Civilization 6: Gathering Storm ins Spiel geschafft. Darunter bereits bekannte Nationen wie die Inka, Schweden oder Mali. Neu sind beispielsweise Ungarn, deren Militäreinheiten sich dadurch verbessern, wenn ihr Allianzen schließt oder die Māori, welche auf dem Meer starten und bereits Wissenschaft und Kultur sammeln, bevor sie ihre erste Stadt gebaut haben. Zusätzlich können die Māori keine natürlichen Gegebenheiten auf Geländefeldern verändern, indem sie beispielsweise Wälder abholzen.
Eine Besonderheit stellt Eleanor von Aquitanien dar, welche als Anführer für sowohl England, als auch Frankreich genutzt werden kann.
Gerade die Māori haben es mir besonders angetan, da sie ein starkes Umdenken in den üblichen Spielweisen erfordern. Der andersartige Start kann teils dazu zwingen, mehrere Runden lang ohne Stadt spielen zu müssen und somit hinterher zu hinken. Auch die Unfähigkeit Wälder abzuholzen o.Ä. erfordert ein Umdenken. Das erinnert mich sehr an Venedig in Civilization 5, welche als einzige Zivilisation keine Städte bauen, sondern nur Stadtstaaten kaufen konnten, was ebenfalls ein komplett anderes Spielgefühl produzierte.
Fazit – Civilization 6: Gathering Storm
Als riesiger Fan der Civilization-Reihe, der in jeden Teil seit dem dritten mehrere hundert Stunden verbracht hat, war für mich klar: Ich muss Civilization 6: Gathering Storm haben.
Ich erwartete viel von den neuen Features. Mehr Realismus, mehr interessante Möglichkeiten durch Zivilisationen und Anführer und mehr Möglichkeiten des friedlichen Spiels.
Wurden meine Erwartungen erfüllt? Definitiv. Sie wurden teils sogar übertroffen.
Nicht nur bringt die Einführung von Klima neue taktische Möglichkeiten, sondern auch ein ganz anderes Gefühl für das, was man im Laufe des Spiels erreicht hat. Es ist wirklich ein tolles Gefühl, sagen zu können: Ich habe mein Reich erfolgreich wieder aufgebaut, nachdem es durch einen Vulkanausbruch und Überschwemmungen fast zerstört wurde!
Auch die von mir erhofften neuen Möglichkeiten auf friedlichen Wege den Sieg zu erringen sind zu meiner vollsten Zufriedenheit ausgefallen.
Die neuen Zivilisationen und Anführer bringen alle wie gewohnt ihre eigenen Vorzüge mit sich und bieten noch mehr verschiedene Spielmöglichkeiten. Wie bereits erwähnt, haben gerade die Māori einen besonderen Platz unter meinen Lieblingszivilisationen gewonnen.
Für Fans der Reihe kann ich also eine definitiv eine Kaufempfehlung für Civilization 6: Gathering Storm aussprechen.
Bildquellen: 2K Games/Firaxis