Fans der Persona-Reihe müssen sich für einen neuen Haupttitel wohl noch eine sehr lange Weile gedulden. Doch zum Glück gibt es ja auch immer Ableger dieser, um die Zeit zu überbrücken. Persona Q ist solch ein Franchise und bekommt mit Persona Q2 schon seine zweite Chance, die wartenden Gemüter zu stillen. Wie das Spiel abschneidet und ob es eine tatsächliche Alternative ist, erfahrt in bei uns.
Von der Filmrolle zur Leinwand
Gerade noch in den Straßen von Tokyo, um den nächsten Diebeszug zu planen, und auf einmal finden sich die Phantom Thieves, rund um ihren Anführer Joker, in einer merkwürdigen Welt wieder. In dieser werden sie von unbekannten Gegnern angegriffen, die sie so vorher noch nie gesehen haben und, obwohl es sich wie die reale Welt anfühlt und aussieht, stimmt etwas gehörig nicht. Nachdem sie Reißaus vor einem gigantischen Gegner genommen haben, finden sie sich in den Sitzreihen eines Kinosaals wieder. Dort finden sie mit Hilfe von Hikari und Nagi heraus, dass sie so eben aus der Leinwand in den Saal kamen und im Film zu sehen waren.
Schnell bemerken sie, dass ihre Diebesgruppe nicht komplett ist und Makoto und Haru fehlen. Sie entdecken, dass beide im vorgeführten Film festgehalten werden und das von niemand geringerem als ihren alten Sportlehrer Kamoshida. Dieser ist innerhalb des Films eine Art Superheld und stellt die beiden Gefangenen zur Schau, bereit sie hinzurichten. Nun müssen also unsere Helden in den Film, um ihre Freunde vor diesem tragischen Schicksal zu befreien. Doch dazu bedarf es weitere Hilfe. Unsere Diebesbande trifft nämlich auf die weibliche Hauptrolle von Persona 3 Portable und diese schließt sich der Gruppe an, da sie ihre Kameraden des SEES ebenfalls vermisst. Wer sich mit dem Persona-Franchise auskennt, der dürfte bei dem Namen SEES sofort aufhören, denn dies ist der Einsatztrupp aus Persona 3, welcher dort die Schatten bekämpft. Scheinbar sind nämlich auch diese in dem kuriosen Kino gefangen. Nun beginnt also die Mission “Flucht aus dem Kino”.
Die Geschichte von Persona Q2 ist äußerst erfrischend und biete viele Überraschungen. Gerade die Anfänge sind sehr spannend, weil ihr peu à peu das Kino und die Filmwelten entdeckt. Zusätzlich sind die neu eingesponnenen Charaktere super und bieten viel neue Tiefe. Insgesamt sind die Dialoge leider sehr vorgeschrieben und die Auswahl, die ihr ab und zu mit eurem Charakter treffen könnt, völlig egal, denn wenn ihr die falsche Antwort auf eine Frage gebt, berichtigt euch ein Teammitglied einfach. Der Spaß, dass auch Personen aus anderen Teilen des Franchise drin vorkommen, ist natürlich ein zusätzlicher Pluspunkt, da es großartig ist zu sehen, wie die verschiedenen Welten aufeinandertreffen. Zum Beispiel gibt es einen herrlichen Dialog, warum die Phantom Thieves Kostüme tragen, und gleichzeitig, warum die SEES Leute sich mit einer Waffe in den Kopf schießen, um ihre Persona zu rufen. Insgesamt ist die Story zwar mundgerechter gemacht, bietet aber trotzdem viele Überraschungen und einen spannenden Handlungsstrang.
Der Erkundungswahn
Das gute bei Persona Q2 ist, dass euch viel bekannt vorkommen wird, was in anderen Titeln schon super funktioniert. Allerdings gibt es zum richtigen spiel doch gewaltige Unterschiede. Während ihr in der Hauptreihe in einer Third-Person-Perspektive durch die verschiedenen Level bewegt, nutzt Persona Q2, wie auch der Vorgänger, eine andere Variante. Hierbei sehr ihr das Level aus der Egoperspektive und könnt euch auch nicht komplett frei bewegen. Ihr bewegt euch lediglich in einem festen Raster aus Quadraten, auf denen ihr vor- und zurückgehen und euren Blickwinkel um 45 Grad nach links und rechts verändern könnt. Der Clou hierbei ist, dass ihr im Gegensatz zu sonst keine Karte vorgegeben habt, sondern diese selber auf den unteren Bildschirm des 3DS erstellt. Hierbei gibt das Spiel verschiedene Stifte vor, um Wände und Böden zu zeichnen. Allerdings könnt ihr mit Stempel und Symbolen auch Truhen oder Abkürzungen markieren.
Lauft ihr lang genug durch die Gassen des aktuellen Levels, kommen Kämpfe auf euch zu. Die verlaufen, wie in alter J-RPG Manier, so ab, dass ihr für jedes Teammitglied die Aktion auswählt und danach in Reihenfolge der Initiative die Befehle abgearbeitet werden. Erwischt ihr hierbei einen Schwachpunkt des Gegners, wird dieser niedergerungen. Sind alle Gegner auf einem Feld gleichzeitig am Boden, habt ihr die Möglichkeit eine Attacke mit dem ganzen Team zu machen. Diese richtet verheerenden Schaden an den Gegnern an. Doch dies ist nicht genug: trefft ihr einen Schwachpunkt, habt ihr außerdem die Option mit diesem Charakter in der nächsten Runde eine Attacke auszuführen, die weder SP noch HP kostet. Sind die Gegner niedergestreckt, kriegt ihr wie herkömmlich Items und XP. Zusätzlich neu bei Persona Q2 ist, dass eure Helden nun einen Support-Persona und damit zwei gleichzeitig ausgerüstet haben können. Dies hilft vor allem, wenn ihr euch durch bestimmte Taktiken auf schwierige Bosskämpfe vorbereiten wollt.
Diebe in Chibi-Gewand
Persona Q ist vor allem dafür bekannt, die berühmten Charaktere aus ihren Spielen zu nehmen und ihnen seinen eigenen Stil aufzudrücken. Dieser ist der bekannte “Chibi-Style”, bei dem die Charaktere bewusst niedlicher gemacht sind. Mit kurzen Beinchen, Ärmchen und großem Kopf wandern unsere Protagonisten durch die verschiedenen Filmwelten. Dieser Stil ist zwar ungewohnt, aber nicht automatisch schlecht. Dass ein 3Ds nicht die Grafik einer Next-Gen Konsole stemmt, ist absolut klar und dies ist eine angenehme Zwischenlösung. Außerdem passt es zu Persona Q2, da es so seinem ganz eigenen Charme hat und heraussticht. Auch die Designs der Schatten sind gut gelungen. Zwischen alten Bekannten schleichen sich des Öfteren coole neue Designs und auch die Bosse bieten viel fürs Auge. Hier steht Persona Q2 dem großen Haupttitel in nichts nach.
Auch beim Soundtrack wurde alles gegeben. Jazz-Songs dröhnen aus den 3DS-Boxen und geben euch schon direkt beim Intro das Gefühl, sofort wieder mit den Helden aus Persona 5 vereint zu sein. Es gibt neue Tracks so wie auch Remixes der bekannten Titel und kaum ein Wunsch bleibt offen. Definitiv ein Soundtrack, den ihr auch locker unterwegs hören oder unter Freunden anmachen könnt, ohne dass diese merken, dass es sich dabei um einen Spielsoundtrack handelt.
Persona Q2 - Fazit
Das Spiel schafft es in vielen Belangen zu überraschen. Nicht nur enthält es eine ausgeklügelte neue Geschichte im Universum von "Persona 5", nein es hat auch gut geschriebene neue Charaktere, die euch das Spielerlebnis versüßen. Dazu kommt ein starker Soundtrack und eine, für den 3DS, gelungene Grafik. Natürlich ist das Gameplay eher eine Lightversion des bekannten, aber trotzdem bietet es bei vielen Kämpfen eine gute Herausforderung. Persona-Fans dürfen sich dieses Spiel auf gar keinen Fall entgehen lassen. Und falls ihr gerne in die Persona-Reihe einsteigen wollt, ist dies auch ein interessanter Titel.
Erschienen ist Persona Q2 am 04.06.2029 für den Nintendo 3DS.
Bildmaterial: ©Atlus