Oninaki - Werde ich wirklich wiedergeboren?

Nach den Titeln I Am Setsuna und Lost Sphear geht es nun in die dritte Runde für das Entwicklerstudio Tokyo RPG Factory. Dieses Studio ist ein Tochterstudio von Square Enix und soll sich darauf konzentrieren, Spiele zu entwickeln, die den großen Titeln Square Enix aus den 90ern ähneln. Mit den ersten beiden Titeln wurde extrem auf die klassische JRPG-Karte gesetzt. Oninaki hingegen weißt ein anderes Spielprinzip aus, welches wir für euch getestet haben.

Tod und Wiedergeburt

Was geschieht nach dem Tod? Diese Frage stellen wir uns nicht nur alltäglich im normalen Leben, sondern jede Person hat irgendwie seine eigene Antwort darauf. Während manche Religionen an ein Jenseits glauben, gibt es für andere nur den Sinn in einer Wiedergeburt. Letzteres ist auch der Glaube, welcher die Welt in Oninaki bestimmt. Hier wird fest daran geglaubt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und so wird auch jeder, der daran nicht glaubt, als Ketzer in den Kerker geworfen. Doch es gibt auch weitere Probleme, die die Wiedergeburt mit sich bringt. Nicht jede Seele schafft es, den Übergang in ein neues Leben zu meistern. Dafür sorgt jedoch unser Protagonist Kagachi, welcher ein sogenannter Wächter ist. Wächter sind Menschen, die zwischen der realen Welt und der der Geister hin und her wandern können. Diese sorgen dafür, dass die ruhelosen Geister ihren Frieden mit der realen Welt finden. Dies passiert allerdings selten ohne irgendwelche Probleme. So findet ihr euch sehr schnell in verzwickten Situationen wieder oder werdet mit harten Entscheidungen Konfrontiert.

Oninaki lebt zum Großteil von der guten Geschichte, die euch erzählt wird. Gerade im Vergleich zu den vorherigen Titeln von Tokyo RPG Factory wurde sich diesmal extrem ins Zeug gelegt, eine glaubhafte und gut durchdachte Geschichte zu präsentieren. Das Thema Tod geht sicher vielen nahe, da fast jeder von uns schon einmal einen geliebten Menschen verloren hat und so sind einige Entscheidungen, die ihr im Spiel treffen müsst, um so härter. Könnt ihr zum Beispiel einen Hund, damit er mit seinem Herrchen, was ohne ihn die Wiedergeburt nicht erreicht, einfach umbringen? Selbstmordsekten, verrückt gewordene Wächter und ähnliches werden euch im Laufe der Erzählung begegnen und auch die Politik verfolgt ihre eigenen Pläne. So seid ihr gefangen zwischen zermürbenden Entscheidungen und spannenden Plottwists. Die insgesamt ca. 25 Stunden lange Geschichte von Oninaki schafft es auf alle Fälle euch stetig in ihren Bann zu ziehen.

Hack'n'Slay statt RPG

Im Gegensatz zu den Rundenbasierten Kämpfen, die es Beispielsweise in I Am Setsuna gab, besteht das Gameplay zum Großteil aus einfachem Verprügeln der Gegner. Hierzu variieren eure Attacken genau so wenig wie die Sprites der Gegner. Es gibt leider nur eine sehr begrenzte Auswahl an verschiedenen Designs der Widersacher und so wird Oninaki schnell zu einem monotonen Haudrauf, bei dem ihr selbst im höchsten Schwierigkeitsgrad kaum Probleme haben werdet. Im Gegenteil. Dadurch, dass die Gegner immer die Selben sind, habt ihr natürlich die Angriffsmuster schnell überblickt und schafft es meist, jegliche Gebiete zu meistern, ohne auch nur einmal Schaden zu nehmen. Neben den normalen Gegnern gibt es noch größere Formen, welche, nach dem Bezwingen dieser, die Möglichkeit bieten, das Geisterreich zu erkunden. Dies müsst ihr meistens, wenn der Weg in der realen Welt abgeschnitten ist. Leider sind die Gegner, welche ihr in der anderen Welt trefft, identisch.

Doch etwas Variation bietet Oninaki dann doch. Ihr könnt die Kräfte sogenannter Daemons euer Eigen nennen, wenn ihr diese in der Welt der Toten gefunden habt. Diese sind verlorene Seelen, die keine Ruhe mehr finden, da sie sich an ihre Vergangenheit nicht mehr erinnern können. Mit Kagashis Hilfe als Wächter könnt ihr im Laufe des Spiels ihre Erinnerungen zurück holen. Die verschiedenen Daemons bieten unterschiedliche Waffen und Fähigkeiten. Mit eurem ersten Daemon Aisha seid ihr mit einem Katana ausgestattet, während euch Dia erlaubt, eine Armbrust für den Kampf zu verwenden. Dies bringt zwar etwas Abwechslung ins Gameplay aber ihr werdet auch schnell merken, dass wenn ihr einen Daemon gefunden habt, der eurem Spielstil zusagt, ihr diesen nicht mehr auswechselt. Insgesamt hätte Tokyo RPG Factory viel mehr aus dem Gameplay herauskitzeln müssen. Gerade das Wechseln zwischen der realen Welt und der Geisterwelt hätte dem Spieler so viel mehr bieten können.

Ton und Bild in jeder Welt perfekt

Auch wenn das Gameplay zu wünschen übrig lässt, bietet Oninaki dafür viel Abwechslung in den verschiedenen Gebieten, die ihr besucht. Eure Aufträge führen euch an so einige besondere Orte und jeder ist wunderschön gestaltet. Seid ihr in einer Mission in einem düsteren Sumpf gefangen, findet ihr euch in der darauf folgenden, auf einem beeindruckend eingefrorenen See wieder. Auch die Artworks der verschiedenen Charaktere und Daemons können sich sehen lassen. Diese sind nämlich in einem hochwertigen Animestil gezeichnet und können im Menü bewundert werden.

Auch der Soundtrack rund um Kagashi und seinen Gefährten ist großartig geworden. Alle Musiktitel passen sich perfekt an die bedrückende Geschichte an. Hier steht Oninaki den großen Sqaure Enix-Titeln in nichts nach. Für Freunde guter japanischer RPG-Musik eine absolute Hörempfehlung. Was ich mir lediglich gewünscht hätte, wäre eine Synchronisation für die Textpassagen des Spiels.

Oninaki – Fazit

Was das Spielprinzip angeht, ist Oninaki in keinerlei Hinsicht ein Meisterwerk. Jedoch schafft es die Geschichte, trotz Monotonie des Gameplays, euch von Anfang bis Ende an den Controller zu fesseln. Die kritischen Entscheidungen, die ihr treffen müsst, setzen dem Ganzen dann noch die Krone auf. Oninaki ist sicher kein perfektes Spiel und hat seine Mängel, aber für Fans von japanischen Rollenspielen mit einer spannenden Geschichte und liebevollen Charakteren ein absoluter Pflichtkauf. Wer lieber auf abwechslungsreiche Action steht, sollte allerdings einen großen Bogen um Oninaki machen.

Oninaki ist am 22.08.2019 für PC, Nintendo Switch und PlayStation 4 erschienen. Getestet wurde es auf der PlayStation 4 Pro.